Westsplaining

Das politische Schlagwort Westsplaining ist ein Kofferwort aus 'west' (engl. ‚Westen‘) und 'splaining' (engl. Jargon für 'explaining' = erklären). In Anlehnung an den Begriff Mansplaining werden damit Erklärungen westlicher Experten im Zusammenhang mit osteuropäischen Sicherheitspolitik kritisiert. Häufig findet sich das Schlagwort im Zusammenhang mit dem russischen Krieg gegen die Ukraine 2022.[FALTER][SmoDut] Der Begriff wird mindestens seit den 2010er Jahren verwendet.[CEPA]

Entstehung und Definitionen

Der polnische Publizist Jan Smolenski und der Politikwissenschaftler Jan Dutkiewicz wenden sich im US-amerikanischen Politikmagazin The New Republic Anfang März 2022 dagegen, dass westliche Analysten und Wissenschaftler, wenn sie Vorgänge in Osteuropa untersuchen und bewerten, osteuropäische Positionen oftmals ignorieren würden. Eine solche Haltung käme beispielsweise zum Tragen, wenn davon gesprochen würde, dass die Osterweiterung der NATO den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst hätte. Osteuropäische Staaten würden als Objekt anstatt als Subjekt behandelt, wenn ihnen das Recht auf Souveränität – einschließlich des Rechts, Militärbündnissen beizutreten – abgesprochen wird, während die historische Erfahrung in Ländern wie der Tschechoslowakei, Ungarn und der Ukraine von einer Unterdrückung durch Russland geprägt sei.[SmoDut]

Die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk wirft in diesem Zusammenhang „dem Westen“ vor, sich nicht genügend mit der Geschichte Osteuropas auseinandergesetzt und insbesondere die Warnungen der Menschen in Osteuropa nicht genügend ernst genommen zu haben.[TanMal]

Der polnische Schriftsteller Szczepan Twardoch bezeichnet mit «Westsplaining» eine herablassend-paternalistische Einstellung von Intellektuellen eines im weitesten Sinne verstandenen Westens zu den Meinungen, Gedanken und Überzeugungen der Europäer aus Osteuropa. Er fordert, diejenigen Menschen zu hören, die im Einflussbereich Russlands leben und auf über 100 Jahre Erfahrung zurückblicken.[SzcTwa]

Die deutsche Autorin und Sängerin Samira El Ouassil wirft im Spiegel deutschen Regierungsvertretern „Westsplainen“ in ihren Reaktionen auf die Absage der Reise Bundespräsident Steinmeiers in die Ukraine vor, wenn Protokollfragen höher gewichtet würden als langjährige politische Fehleinschätzungen.[SamOua]

Der Sender ARTE startete am 7. Juni 2022 die zehnteilige Doku-Reihe „Tracks East“, um Journalisten und Kulturschaffende aus Russland, der Ukraine, dem Baltikum und anderen Ländern Osteuropas selbst zu Wort kommen zu lassen. Der Diskurs über den Krieg in der Ukraine soll nicht mehr (allein) von westeuropäischen Intellektuellen geführt werden ("Kein „Westsplaining“ mehr"). [PressePortal] [FAZ 2022]


Weiterführende Hinweise


Einzelnachweise

[FALTER] Westsplaining. FALTER 15/22, 13. April 2022
[SmoDut] Jan Smolenski, Jan Dutkiewicz: The American Pundits Who Can’t Resist “Westsplaining” Ukraine.
In: The New Republic, 4. März 2022
[CEPA] It’s Time to Stop “Westsplaining”.
CEPA, 2019-03-25
[TanMal] «Man wird diesen Krieg nur stoppen können, wenn der Westen bereit ist, auch Opfer zu bringen.»
Ein Interview mit Tanja Maljartschuk,
von Daniel Graf, Die Republik, 29. April 2022
[SzcTwa] Szczepan Twardoch: ''Liebe westeuropäische Intellektuelle: Ihr habt keine Ahnung von Russland.''
NZZ, 6. April 2022
[SamOua] Überflüssige Kapriolen. Eine Kolumne von Samira El Ouassil,
Spiegel, 14. April 2022
[PressePortal] Kein Westsplaining: Neue ARTE-Reihe "Tracks East" gibt JournalistInnen und Kulturschaffenden aus Osteuropa das Wort.
PressePortal, 2. Juni 2022
[FAZ 2022] ARTE über den Ukrainekrieg: Die Wahrheit ist eine Nadel, sie sticht.
Von Vanessa Fatho, FAZ, 5. Juni 2022



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