Humanismus ist universal. Oder er ist keiner.




Historisch gesehen, können beide Nationen Anspruch auf das(selbe) Land erheben. Und noch nach dem Ende des Osmanischen Reichs und im Vorfeld der Friedenskonferenz 1919 in Paris hatten Araber und Juden im Abkommen zwischen Emir Faisal und Chaim Weizmann "engstmögliche Zusammenarbeit in der Entwicklung des arabischen Staates und Palästinas" vereinbart.

Beide Seiten haben dabei ihre Traumata. Wenn bei den Juden am 7. Oktober die Erinnerung an den Holocaust aufflammt, so ist es bei den Palästinensern die "Nakba" (Katastrophe) - ihre Flucht und Vertreibung infolge des Krieges, den die Nachbarn Israels gegen Israel eröffneten nach der Staatsgründung Israels 1948. Die Hamas folgt einer jihadistischen Ideologie. Menschen - ob dies- oder jenseits des Zauns - sind ihnen gleichgültig. Eine Unterstüzung dieser bestialischen Terroristen, die Babys köpfen, Zivilisten töten, als Geiseln nehmen oder als menschliche Schutzschilde missbrauchen, kann nicht toleriert werden. Die Hamas - die Krankenhäuser und Flüchtlingslager als Operationsbasis nutzt - muss ausgeschaltet werden. (Ebenso wie das von ihr gebaute, über 500 km lange Tunnelsystem unter Gaza, für das die Hamas viele Katar-Millionen verwendete und hohe Steuern auf von ihr geschmuggelte Waren erhob.) Aber dahin führen mehrere Wege. Wenn Israel als Staat respektiert werden will, muss es bei seiner Selbstverteidigung die Menschenrechte respektieren.

„Wer werden wir sein, wenn wir aus der Asche erstehen?“

[David Grossman (*1954 Jerusalem), israelischer Schriftsteller,
zum Terroranschlag der Hamas am 7. Oktobers in Israel]

„Die Palästinenser haben das Recht, für ihre Befreiung zu kämpfen,
aber niemand hat das Recht auf Terrorismus,
Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.“

[Omri Boehm (*1979 Haifa), Philosoph,
über die Obszönität der Legende vom "Freiheitskampf der Hamas",
Süddeutsche Zeitung, 16. Oktober 2023]

„Krankenhäuser sollten nicht angegriffen werden.
Man kann die Hamas bekämpfen, aber nicht das ganze Volk.
Menschen, die als Schutzschilde missbraucht werden, können nichts dafür.“

[Ahmed Abunada, Chefarzt im Al-Schifa-Krankenhaus in Gaza,
Süddeutsche Zeitung, 25. November 2023]

„Die einzige Möglichkeit, die Leben der Menschen auf der einen Seite als unendlich wichtig zu begreifen, besteht darin, die Leben der Menschen auf der anderen Seite als gleichermaßen unendlich wichtig anzusehen. Deshalb muss jede mögliche Lösung für die Finsternis politisch sein, nicht militärisch – ausgehend vom einzigen Prinzip, das man kontextlos verfechten sollte: Die Würde des Menschen ist unantastbar.“

[Omri Boehm anlässlich der Eröffnung des Münchner Literaturfests,
15. November 2023]

„Die Juden wollen einen Staat, in dem sie die Mehrheit haben,
und die Palästinenser wollen einen Staat, in dem sie die Mehrheit haben.
Das ist legitim. Und wenn das legitim ist,
gibt es nur eine moralisch legitime Position, zwei Staaten.
Wenn ich will, dass die Menschen in Israel
heute und in Zukunft in Frieden leben können,
dann kommt moralisch und politisch
nur die Zwei-Staaten-Lösung infrage.“

[Daniel Cohn-Bendit, unheilbarer Optimist,
Süddeutsche Zeitung, 2023/11/28]

„Der Fluch der Geschichte besteht darin,
dass sie die Sehnsucht weckt, die Vergangenheit zu korrigieren.
Das ist ein hoffnungsloses Unterfangen.
Die Vergangenheit lässt sich nicht retten.
Konzentrieren wir uns auf die Zukunft.
Lassen wir alte Wunden heilen, anstatt
sie als Antrieb dafür zu nehmen, neue Wunden aufzureißen.“

[Yuval Noah Harari, Süddeutsche Zeitung, 25. Oktober 2023]

„Empathie, wenn sie humanistisch sein will,
kann nicht an identitäre Bedingungen geknüpft werden.
Barmherzigkeit ist voraussetzunglos.
Menschenrechte sind Menschenrechte.
Wir dürfen nicht erst verhandeln,
wer alles als Mensch zählt.“

[Carolin Emcke, Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels,
Süddeutsche Zeitung, 21. Oktober 2023]

„Anger is a bitter lock.
But you can turn it.“

[Anne Carson, kanadische Literatin]


„Wer nicht an Wunder glaubt, ist kein Realist.“

[David Ben-Gurion rief 1948 den Staat Israel aus
und war dessen erster Ministerpräsident,
später Premierminister.]


Eduardo Chillida (*1924 San Sebastián †2002 San Sebastián):
Zuhaitz V · Baum (1989)

Corten-Stahl, 324 x 189 x 189 cm, 18 t schwer.
Standort: Skulpturenpark Musée de Grenoble

Anlässlich des 200. Jahrestages der Französischen Revolution beauftragten das MRAP de l'Isère (Mouvement contre le Racisme et pour l'Amitié entre les Peuples) sowie das Musée de Grenoble diese Skulptur als »Denkmal gegen den Rassismus«. Chillida konzipierte diese Arbeit explizit für diesen Aufstellungsort und Auftrag. Chillida ließ die folgende Inschrift anbringen, die mit seiner Signatur versehen ist:

»Cet arbre de fer né dans cette forêt annonce
que nous les hommes avons la même origine.
Il exige la fraternité.«
»Dieser in diesem Wald geborene Eisenbaum verkündet,
dass wir Menschen denselben Ursprung haben.
Er fordert Brüderlichkeit.«

[Foto: 6/2018 tew. Lizenz: Creative Commons Namensnennung -
nicht kommerziell - Weitergabe unter gleichen Bedingungen
]

Leider ist seit dem Gaza-Krieg 2014 (siehe Post weiter unten) politisch   n i c h t s   Konstruktives geschehen. Die Entrechtung der Palästinenser ging weiter - ebenso wie die Unterstützung der Hamas. Die Hardliner auf beiden Seiten legitimieren sich mit ihrer Gewalt gegenseitig. Dass Katar die Hamas mit Millionen unterstützt, rechtfertigte Netanjahu wie folgt: wer gegen einen palästinensischen Staat ist, sollte für den Geldtransfer sein [Jerusalem Post, 2019, unter Berufung auf eine Quelle in Netanjahus Likud-Partei]. Auf Basis des Nahostplans von Donald Trump wollte Netanjahu Teile des besetzten Westjordanlandes annektieren. Der deutsche Botschafter Steffen Seibert wurde im Sommer 2023 ins Jerusalemer Außenministerium zitiert und harsch kritisiert dafür, dass er an einer Gedenkveranstaltung teilgenommen hatte, bei der israelische und palästinensische Angehörige alljährlich gemeinsam der Opfer des Konflikts gedenken. Die Justizreform von Netanjahus rechts-religiöser Regierung - mit der er dem Obersten Gericht das Recht nehmen wollte, gegen die Exekutive bei Verstößen gegen die Grundgesetze vorgehen zu können - ist zum Glück (vorerst) gestoppt.

Der Traum, diesen Konflikt einfach aussitzen ("managen") zu können, ist geplatzt. Im Westen wie in Israel selbst auch. Die Sperranlagen bzw. Mauern um Gaza bzw. die West Bank beruhigen die Nerven nur homöopathisch. Sie fordern aber, insbesondere auf Seiten der Palästinenser, einen hohen Preis. Proportional zum Leid und zum Hass wird der Preis auf beiden Seiten weiter ansteigen. Wer sich in dieser Region engagieren will, muss sich um Ausgleich und Frieden bemühen. Eine einseitige oder gar bedingungslose Unterstützung einer Fraktion - oder einer kompromisslosen und intoleranten Haltung, wie es sie auf beiden Seiten gibt - vertieft die Gräben. Und disqualifiziert den "Helfenden". An die Stelle von Pauschalierungen muss eine differenzierte Betrachtung treten. Vertrauen wächst aus Verständnis für die Position des anderen. Und wenn Grenzüberschreitungen klare Grenzen gesetzt sind.

„Eine auf gegenseitige Toleranz und Gleichberechtigung basierende Normalisierung der Situation beider Gesellschaften kann nur durch Zusammenarbeit gelingen, da es sich geographisch, emotional, politisch und ökologisch um ein Land handelt. Der langjährige Konflikt hat beide Gesellschaften und ihre Schicksale auf paradoxe Art und Weise untrennbar aneinander gebunden. So kann es für sie auch nur eine gemeinsame Zukunft geben. In diesem Sinne ist Israel Palästina und Palästina Israel.“

[ Noam Zadoff, in: Geschichte Israels, bpb, 2020 ]


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Kipp-Punkte des Guten kehren Begründungslast um


Aktivisten der Letzten Generation blockieren eine Straße am Hauptbahnhof Berlin
Aktivisten der »Letzten Generation« blockieren eine Straße am Hauptbahnhof Berlin

[Foto: Stefan Müller, Wikimedia Commons, 28. Januar 2022.
Lizenz: Creative Commons Namensnennung]



„We need disruption to end the destruction.
No more excuses.“

[António Guterres (*1949), UN-Generalsekretär, 6. Februar 2023]

Die globalen Emissionen steigen weiter - in allen Sektoren -, anstatt zu sinken. Das Zeitfenster schließt sich. Die Vorgaben des Pariser Klimaabkommens von 2015, die Erderhitzung auf 1.5 Grad zu begrenzen, könne - so Guterres am 13. Februar 2023 vor dem UN-Sicherheitsrat in New York - nur noch auf "wundersame Weise" erreicht werden. Die Situation könnte bei einer Erwärmung von mehr als zwei Grad komplett außer Kontrolle geraten. Die nächsten 5 Jahre stellen die entscheidenden Weichen, wohin die Reise geht.

»In der politischen Öffentlichkeit spuken absichtsvoll sinnentstellte Begriffe herum, sie stiften Desorientierung, schüren Misstrauen und verkehren oftmals die Rollen der Verantwortung. Nicht in der linearen Kontinuität des ökonomischen, sozialen, ökologischen Handelns liegt die Rettung, sondern in der Disruption. Skepsis und Misstrauen verdienen nicht diejenigen, die ein Innehalten fordern, ein Aussetzen jener Praktiken und Gewohnheiten, die unsere Existenz zerstören, sondern diejenigen, die daran festhalten wollen.

„Klima-Kleber“, wie es immer so herablassend heißt, wären demnach nicht die jungen Aktivistinnen und Aktivisten von der „Letzten Generation“ oder „Extinction Rebellion“, sondern vielmehr diejenigen, die an fossiler Energie oder an hoher Geschwindigkeit auf Autobahnen festkleben wie an einem Fetisch.

Die historische Erfahrung lehrt, dass es auch demokratische Kipp-Punkte des Guten gibt, Momente, an denen die Einsprüche und Ansprüche von sozialen Bewegungen wirklich verstanden und geteilt werden. Nach diesen Kipp-Punkten hat sich etwas unhintergehbar verändert. Die Begründungslast haben nicht mehr diejenigen, die Unrecht kritisieren, sondern diejenigen, die es verteidigen und aufrechterhalten wollen. Ideologisch und radikal sind dann nicht mehr diejenigen, die falsche Gewissheiten und ungerechte Gewohnheiten verändern wollen, sondern diejenigen, die sich dem Wandel verweigern.«

[Carolin Emcke (*1967 Mülheim an der Ruhr), Autorin und freie Publizistin]


»Die politischen Verantwortungsträger radikalisieren sich. Immer radikaler werden ihre Blockaden gegen die Einhaltung der Klimaziele. (...) Sie kriminalisieren Klimaschützer und junge Aktivisten, die nicht tatenlos zusehen wollen, wie ihre Zukunft verspielt wird, als wäre die Verantwortung für die nächsten Generationen kein moralischer Imperativ mehr. Wer nur jene Kompromisse findet, die dazu führen, Ziele zu verfehlen, der muss sich fragen lassen, wessen Interessen bei der Kompromissfindung im Mittelpunkt stehen. (...) Die Jungen fordern eine Vorreiterrolle von Deutschland. Sie sind radikal in ihrem Glauben an die Handlungsfähigkeit dieses Landes. So wie sie sich radikal bewusst sind, die letzte Generation zu sein, die noch etwas bewirken kann, bevor das Klima an sich zu radikal wird. (...) Die Fakten (...) stehen auf der Seite der protestierenden Zivilgesellschaft.«

[Jagoda Marinic (*1977 Waiblingen), Schriftstellerin, Dramatikerin und Kolumnistin]


Our future is in your hands. Based on an image generated with DALL-E

Handle so, dass die Wirkungen deiner Handlung verträglich sind
mit der Permanenz echten menschlichen Lebens auf Erden.

[Ökologischer Imperativ, Hans Jonas (*1903 Mönchengladbach
†1993 New Rochelle), in: Das Prinzip Verantwortung, 1979]

Während sich die globale Erhitzung beschleunigt, birgt schon die Überschreitung des 1,5 °C Ziels katastrophale Risiken für Mensch und Natur - u.a. immer häufigere Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Stürme. Bedrohte Ökosysteme, biologische Vielfalt und Ernährungssicherheit und Wasserknappheit bedingen einander. Die Klimaerhitzung verstärkt so soziale Ungleichheiten weiter. Wer Verbrennern und Gasheizungen weiter das Wort redet, täuscht die Wähler in Bezug auf die Erfordernisse angesichts des wissenschaftlichen Sachstands. Arglistig, denn auch die zukünftigen wirtschaftlichen Vorteile, wenn Deutschland zu den Akteuren und Vorreitern der Nachhaltigkeits-Transformation - die ohnehin in Gang ist - gehören würde, werden verschwiegen. Jedes zehntel Grad macht einen großen Unterschied und bringt zusätzliche Extreme mit sich. Wer glaubt, dass die Anpassung an diese Extreme unser Kinder günstiger kommen wird als Klimaschutzmaßnahmen jetzt - der darf weiter Verbrenner fahren?

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In die Ecke, Besen!   Besen! Seid's gewesen


(c) Miriam Wurster
© 2023, Miriam Wurster / wurster-cartoon-blog.de



Gründe gegen Atomkraft gibt es viele (s.u.). Kurios ist ihre "Renaissance" aber in Zeiten, in denen so viele Meiler in Frankreich stillstehen, dass dort nur zwei Drittel der Vollleistung verfügbar ist [Stand Januar 2023]. Im Sommer 2022 war es - wegen der Dürre - weniger als die Hälfte. Also bezieht Frankreich Strom aus Deutschland - wodurch bei uns der Strom teurer wird. Die Gründe für den "degradierten" Kraftwerkspark in Frankreich sind bekannt: Mycle Schneider, Atompolitik-Analyst, macht dafür den strikten Sparkurs verantwortlich, insbesondere eine zu dünne Personaldecke. Letztlich steht eine Risikotechnik im Spannungsverhältnis zum Betrieb durch eine Aktiengesellschaft, die auf maximalen Profit für das eingesetzte Kapital abzielt. Werden am Ende Aufsichtsbehörden zwei Augen zudrücken, wenn eigentlich Wartungsarbeiten anstünden - weil ansonsten ein nationaler Energienotstand zu befürchten wäre? Wie kann man sich von einer Risikotechnologie abhängig machen, während es unkritische Alternativen gibt, bei denen unzählige Bürger dezentral eine gute Rendite auf ihr eingesetztes Kapital erwirtschaften können ?!? Weiters stehen mit Katar und Namibia zwei sonnenverwöhnte Länder in den Startlöchern, um Deutschland mit Wasserstoff bzw. Ammoniak als Energieträger zu versorgen. Auch die Geothermie, das vernächlässigte Kind, könnte einen wesentlichen Beitrag liefern für die städtische Wärmeversorgung.

Der Betrieb von Atomanlagen ist ein schwerwiegendes Unrecht gegenüber der Umwelt und vielen, vielen zukünftigen Generationen. Denn vom hochradioaktiven Müll ist bis heute kein Gramm dauerhaft sicher verwahrt. Und die Kosten für die Endlagerung? Trägt zu einem hohen Anteil der Steuerzahler. Wer möchte Steuern erhöhen, um den Gewinn privatwirtschaftlicher Unternehmen zu steigern ?!

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Tod durch Hunger, Tod durch Kälte

Holodomor-Mahnmal, Kyiv

[Foto: Steve Haslam, flickr, 28. April 2012. Lizenz: Creative Commons Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen]

»Alles ist besser als Krieg? Bestimmt nicht. Wenn der russische Ex-Präsident Dmitrij Medwedjew von der Ukraine als „künstlichem Staat“ spricht, wenn Ukrainer, die Ukrainer bleiben möchten, als Faschisten bezeichnet werden, wenn im russischen Fernsehen von der Auslöschung der ukrainischen Kultur, Sprache, Nation, Staatlichkeit zur Rettung der Ukraine fantasiert wird, dann trifft das in Kyiv oder Schitomyr auf ein Publikum, das auf ganz reale Kenntnisse des Ausgelöschtwerdens zurückgreifen kann.« [Sonja Zekri]

Der Holodomor (»Tötung durch Hunger«) zählt zu den großen Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Stalin nutzte in den Jahren 1932/33 den Hunger als Waffe, um seine Zwangssowjetisierung durchzusetzen. Im November 1932 ließ er das gesamte Vieh und Getreide der neu kollektivierten ukrainischen Bauernhöfe beschlagnahmen, einschließlich des Saatguts für die nächste Ernte. Die Grenzen wurden geschlossen, so dass Hungerflüchtlinge nicht ausreisen konnten. Der Holodomor kostete in der Ukraine bis zu 4 Millionen Menschen das Leben, etwa 7 Millionen Menschenleben in der gesamten Sowjetunion. Der Deutsche Bundestag verurteilte am 30. November 2022 den Holodomor in einer Resolution als Genozid (Völkermord) am ukrainischen Volk, das EU-Parlament folgte am 14. Dezember 2022. Russland empört sich über diese Entscheidung und kritisierte scharf als "Provokation" - gerade so als könne Russland seine historische Verantwortung für dieses Verbrechen leugnen. Stattdessen faselt der Kreml von versuchter Dämonisierung Russlands und dass die Deutschen ihre Geschichte umschrieben.

Wie schon der russische "Rechtsstaat" hat sich inzwischen auch die russische Geschichte der imperialistischen Doktrin des Kremls unterzuordnen. So hatte das Oberste Gericht in Russland schon am 28. Dezember 2021 die russische Menschenrechts-organisation Memorial aufgelöst. Memorial, 1989 gegründet, setzt sich nun außerhalb Russlands für die Aufarbeitung stalinistischer Gewaltverbrechen in der Sowjetunion ein. Für ihre Verdienste um die Menschenrechte wurde Memorial im Oktober 2022 der Friedensnobelpreis zuerkannt.

Im Winter 2022/23 nun werden die Menschen in der Ukraine schutzlos der Kälte ausgesetzt. Russische Bomber, Raketen und Drohnen zerstören Wohnhäuser und schalten gezielt die Strom- und Wärmeversorgung aus. Das russische Bewusstsein ist auf einer Entwicklungsstufe angelangt, die nur mehr aus Selbstüberhöhung, Verblendung, Ausgrenzung, Hass und Lüge besteht. Wie viele Kilometer weit darf ein barbarischer Aggressor von uns entfernt sein, dass entfesselte, brutale Gewalt uns nicht betrifft, dass unsere Empathie regungslos bleibt? Wie konsequent sagen wir STOPP, wenn mit der Winterkälte und humanitären Katastrophen Krieg geführt wird? Welche Risiken bestehen, wenn wir ein solches Aggressions- und Hass-Potential sich weiterentwickeln und ausbreiten lassen? Welche Langzeitfolgen wird der russische Autoritarismus haben? Haß vereinfacht die Wirklichkeit, reduziert Komplexität auf eigene Wünsche und das eigene Weltbild. Wie aber werden die Menschen in Russland reagieren, wenn sie erkennen, auf sie diese Weise niemals die erhoffte Sicherheit und den ersehnten Wohlstand werden erreichen können? (Außer die Putin-Clique natürlich.) Die Kriegsmaschinerie wird die soziale Spaltung in Russland vertiefen. Wie kann man anstoßen, dass die Mehrheit der Menschen in Russland erkennt, dass Frieden, Respekt und Gemeinsamkeit unter den Völkern größere Früchte trägt als Hass?

In Deutschland versteht den zynischen Machtpolitiker Bombardirowitsch Putin [Wording von Oliver Welke in der heute-show vom 16. Dezember 2022] wohl niemand besser als Angela Merkel. Ihr Resümee nach 16 Regierungsjahren: militärische Abschreckung ist die einzige Sprache, die Putin versteht. Und auch: der Annexion der Krim durch Russland 2014 hätte man härter begegnen müssen. [Handelsblatt, 7. Juni 2022]

Bei allem Respekt für die russische Malerei, klassische Musik und Wissenschaft: der radikale Kolonialismus, die Repressionen und die Unmenschlichkeit, die Putins Russland an den Tag legt, verpflichtet, der Ukraine die Mittel zur Selbstverteidigung in die Hand zu geben. „Der Westen“ ist das eigentliche Ziel Putins. Wer einen Aggressor, der Feinde zum Überleben braucht, leichtfertig gewähren lässt, hat aus der spezifisch deutschen Geschichte nichts gelernt. Auf russischen Panzern steht ‹nach Berlin›.

„Wer von Frieden spricht, darf nicht Unterwerfung meinen.
Wer Aggressor und Opfer gleichsetzt, schafft keinen Frieden, sondern belohnt Gewalt.
Das wäre der Weg in eine andere Weltordnung, wo das Recht des Stärkeren gilt.“
[Annalena Baerbock vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen, 2023/02/24]

Gerade nun, wo unter Erregungsabnutzung die Unterstützung für die Ukraine abflaut: Die Ukraine braucht unsere Hilfe dringend dort, wo die NATO sie nicht leisten kann: auf russischem Territorium, dort, wo die Bomber starten. Du kannst ein Zeichen der Hoffnung setzen - mit einer Spende: „Frontline Care“ unterstützt die ukrainischen Truppen und arbeitet mit dem ukrainischen Drohnenhersteller UA Dynamics zusammen.

18. Dezember 2022 - 22. Januar 2022


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Freiheit im Sinne von verantwortungsfrei

vs. Christian_Lindner

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Jeder Cent "für" Putins Krieg ist zuviel. Öl und Gas zu sparen hilft zudem doppelt: dem Freiheitskampf der Ukrainer genauso wie dem gesamten Planeten im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Soziale Härten müssen dabei abgefedert werden. Aber auf die marktwirtschaftliche Lenkungswirkung höherer Energiepreise können wir dabei nicht verzichten! Die Freien Demokraten sollten von ihren Wählern an ihre eigenen Prinzipien erinnert werden:

Das Entlastungspaket der Ampel vom 24.3.2022 [s. Süddeutsche Zeitung] sieht vor, den Spritpreis über eine Steuersenkung auf etwa das Niveau von vor dem Krieg zu drücken. Herr Lindner, Herr Wissing, ich verstehe nicht: Der Benzinpreis ist - gegenüber den Preisen vor Ausbruch des Krieges - gerade einmal um etwa 30 ct gestiegen, das sind ca. 15 % mehr. Aber der Sprit kostet noch immer "nur" ca. 14 ct pro km (bei einem Verbrauch von ca. 6 Liter / 100 km) - die Pendlerpauschale hingegen deckt 38 ct pro km ab (ab dem 21sten Kilometer) bzw. 30 ct (bis zum 20sten Kilometer) !?!

Herr Lindner, Herr Wissing, wir brauchen diese 3 Steuermilliarden   d r i n g e n d s t   für die Wärmedämmung unserer Wohnhäuser und für die Umstellung auf nachhaltige Heiztechnik!

Herr Lindner, Herr Wissing, Artikel 20a des Grundgesetzes lässt keinen Platz mehr für Freiheit, missverstanden im Sinne von "freie Fahrt für freie Bürger", Freiheit im Sinne eines Lebensstandards auf Kosten anderer Menschen(leben) oder auf Kosten der Natur und der natürlichen Ressourcen unseres Planeten.

„Mit dem Verzicht auf ein Tempolimit, das pro Jahr 3.7 Milliarden Liter Benzin und Diesel spart, können wir ab heute nur noch von einer 'staatlich geförderten Schaurase‘ gegen den Klimaschutz und für die Finanzierung der russischen Regierung sprechen.“
[Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer Deutsche Umwelthilfe]

Artikel 20a Grundgesetz


Der Artikel 20a - er kam erst 1994 ins Grundgesetz - formuliert den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen. Aber erst im Frühjahr 2021 wurde er vom Bundesverfassungsgericht Karlsruhe "aus dem Dornröschenschlaf wachgeküsst" [Heribert Prantl, SZ 2022-04-09]: neun Menschen zwischen 15 und 32 Jahren, deren Familien im Tourismus oder in der Landwirtschaft tätig sind oder auf Nordseeinseln leben, hatten 2020 Verfassungsbeschwerde erhoben. Die Bundesregierung käme mit ihrem 2019 verabschiedeten Bundesklimaschutzgesetz ihrem im Grundgesetz verankerten Auftrag nicht nach, das Grundrecht auf Leben und körperliche Unversehrtheit, auf Eigentum und Beruf zu schützen.

Am 29.4.2021 bestätigte das Bundesverfassungsgericht ein „Recht auf (eine lebenswerte) Zukunft“: Teile des Klimaschutzgesetzes sind verfassungswidrig, die jüngere Generation hat einen Anspruch darauf, die Lasten des Klimawandels nicht allein zu tragen. Das CO2-Budget muss generationengerecht aufgeteilt werden („intertemporale Freiheitssicherung“). Die systematische Transformation des gesamten Lebens, die der Weltklimarat einfordert, wird verfassungsrechtlich verankert und vor allem: sie muss im Hier und Heute beginnen!

Einem Verbrauch von Ressourcen hingegen, der keine Rücksicht auf die dadurch gefährdete künftige Freiheit nimmt, messen die Richter des Bundesverfassungsgerichts eine „eingriffsähnlichen Vorwirkung“ bei und erklären, es dürfe nicht einer Generation zugestanden werden, "unter vergleichsweise milder Reduktionslast große Teile des CO2-Budgets zu verbrauchen, wenn damit zugleich den nachfolgenden Generationen eine radikale Reduktionslast überlassen und deren Leben umfassenden Freiheitseinbußen ausgesetzt würde". Die natürlichen Lebensgrundlagen müssten der Nachwelt in einem Zustand hinterlassen werden, "dass nachfolgende Generationen diese nicht nur um den Preis radikaler eigener Enthaltsamkeit weiter bewahren könnten".

11. Juni 2022

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Freiheit im Sinne von Selbstbestimmung und Solidarität

Nationalflagge der Ukraine

Russland gehört - wie die Ukraine - zu Europa, wir sind kulturell eng mit Russland verwoben. Wir schätzen Sergei Prokofjew, Pjotr Tschaikowski, Vladimir Horowitz, Vladimir Ashkenazy und Anna Netrebko. Einer meiner Lieblingskomponisten ist Mussorgsky. Die abstrakte Kunst - sie wurde von Russen miterfunden. Von russischen Mathematikern, Physikern und Literaten ganz zu schweigen. Russland ist ein bedeutender Teil Europas und der Moderne. Putin aber, seine Kleptokraten und sein Machtapparat, sind ein Unglück - für die Ukraine, für Syrien, für Afrika und für Russland selbst. Niemand in der Ukraine will wieder entrechtet diesem autokratischen System "untergeordnet" sein und ihm dienen müssen. Die Menschen in der Ukraine haben unser Mitgefühl und unsere Solidarität. Genauso wie die Menschen in Russland ein Recht auf transparente Information und auf einen ehrlichen Umgang mit der Geschichte haben.

„Das ist ein Krieg zwischen Putins Russland und der Wahrheit, der Menschlichkeit.“
[Ilya Khrzhanovsky, russischer Regisseur und künstlerischer Leiter
der Gedenkstätte Babyn Jar, SZ 2022/03/07]

„Die Ukraine sollte verteidigt werden, als hätte sie
eine gemeinsame Grenze mit jedem freien Land der Erde.“
[Garri Kasparow, 2015, in seinem Buch Warum wir Putin stoppen müssen]

Wir sehen heute, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist. Und was sie uns wert sein sollte. Wirtschaftsinteressen und der Gaspreis sind wichtig. Menschenleben und Werte wie Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Freiheit sind aber wichtiger. Genauer: Freiheit verstanden im Sinne von Selbstbestimmung im Rahmen der Rechte der Mitmenschen.

Wollen wir erst warten, bis auch Odessa in Schutt und Asche versunken ist?!? Wenn der Krieg erst auf andere Länder übergesprungen ist - und eine weitere Eskalation ist wahrscheinlich -, nützt ein Embargo nichts mehr. Dann ist es zu spät. Dann würden wir uns wünschen, höhere Preise wären unser einziges Problem.

Der US-amerikanische Historiker Timothy Snyder beklagt das nicht verarbeitete «Koloniale Denken» - auch in Deutschland -, das einem Imperium wie Russland eine versklavte Ukraine zugesteht. Der polnische Publizist Jan Smolenski und der Politikwissenschaftler Jan Dutkiewicz sprechen von Westsplaining, wenn westliche Analysten und Wissenschaftler behaupten, die Osterweiterung der NATO hätte den russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst. Osteuropäische Staaten würde das Recht auf Souveränität – einschließlich des Rechts, Militärbündnissen beizutreten – abgesprochen, während die historische Erfahrung in Ländern wie der Tschechoslowakei, Ungarn und der Ukraine von einer Unterdrückung durch Russland geprägt sei. Es macht eben einen gewaltigen Unterschied im Geschichtsbild, ob man Täter oder Opfer war. Die Esten, Letten, Litauer, Polen, Ukrainer und andere waren Opfer ebenso des deutschen wie des russischen Imperialismus. Wenn Putin (*1952 Sankt Petersburg) anlässlich des 350. Geburtstags Peters des Großen am 9. Juni 2022 davon spricht: „Offenbar ist es auch unser Los: Zurückzuholen und zu stärken“, dann nehmen betroffene Menschen dies ernst. Schon im Februar hatte Putin den Angriff auf die Ukraine mit einem russischen Herrschaftsbereich, wie ihn das Zarenreich hatte, begründete.

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Thich Nhat Hanh (1926 - 2022), der einflussreichste buddhistische Lehrer neben dem Dalai Lama, engagierte sich ein Leben lang, seit dem Vietnamkrieg, für den Frieden. Das mit dem Inter-being klingt kompliziert - er erklärt es grandios einfach und klar in 7 Minuten.














Enjoy diversity...



[Entwickelt mit p5.js, der JavaScript-Bibliothek der Processing Foundation]





»Rassismus ist eine Ideologie, die die Neugier unterdrückt.«

[Aladin El-Mafaalani (*1978 Datteln),
Soziologe und Professor für Erziehungswissenschaft an der Universität Osnabrück]



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Was. Man. Tun. Kann.

Stefan Krüger
[Foto: krautreporter.de]

„Wenn ich nichts ändere,
ändert sich halt auch nichts.“
[Stefan Krüger]

„Wie ich es geschafft habe, 80 Prozent weniger CO2 auszustoßen?
(...)
Alles in allem habe ich fast 70.000 Euro ausgegeben. Aber das Geld hätte ich auch so ausgegeben, halt für etwas anderes.
(...)
In 10 Jahren werde ich in Rente gehen und nicht mehr viel Geld verdienen. Dann wird mein wichtigstes Einkommen mein gespartes Geld für Strom, Heizöl und Benzin sein.“
[Stefan Krüger]

Was es braucht? Wille, eine gute Portion Sturheit und - Transparenz!

„Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht weiß, wie viel CO2 ich heute verursacht habe.“
[Stefan Krüger]

Warum macht der das? Meine persönliche Vermutung: weil es glücklich macht, seine Werte zu leben? Weil wir alle irgendwann sterben müssen...?!?

Mehr:

* * *

Greta Thunberg
[Foto: Wikimedia Commons]

»Wenn die Emissionen gestoppt werden müssen, dann stoppt man die Emissionen. Entweder wir machen weiter als Zivilisation, oder wir tun es nicht.«
[Greta Thunberg, das Gesicht der freitäglichen Schulstreiks für das Klima, im November 2018 auf der TED-Konferenz]

»Ihr seid nicht reif genug, die Fakten auszusprechen. Selbst diese Bürde überlasst ihr den Kindern.«
[Greta Thunberg vor der UN-Klimakonferenz in Kattowitz, Dezember 2018]

»Ich will, dass ihr in Panik geratet!«
[Greta Thunberg zur globalen Wirtschaftselite in Davos, Januar 2019]

Mehr:














Über Verantwortung. Und wie man sich ihrer entledigt.

70 % des deutschen Autobahnnetzes haben kein Tempolimit. 60 % der Pkw fahren auf der Autobahn über 130 km/h, 30 % schneller als 150 km/h. Kein allgemeines Tempolimit gibt es außer in Deutschland nur in Afghanistan, Burundi, Haiti, Nordkorea, Somalia, auf auf der britischen Steueroase Isle of Man und einigen wenigen anderen. Dort gibt es allerdings auch keine Straßen, die mit deutschen Autobahnen vergleichbar wären.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer setzte im Herbst 2018 die "Nationale Plattform Zukunft der Mobilität" (NPM) ein. Die Kommission mit Experten aus Industrie, Kommunen sowie Verkehrs- und Umweltverbänden legte ihm im Dezember 2018 in einem Papier nahe, durch höhere Spritsteuern, ein Tempolimit über max. 130 km/h auf Autobahnen sowie eine Pflichtquote für Elektroautos den Treibhausgasausstoß des Verkehrs zu senken. Einsparungen bis zu 50% wären auf diese Weise möglich. Der Verkehrssektor hat in Deutschland als einziger Bereich seit 1990 seine Emissionen nicht reduziert. Deutschland läuft damit Gefahr, erhebliche Strafen im Rahmen der EU-Vereinbarungen zahlen zu müssen. [Bei der Pkw-Maut-Pleite erträgt der deutsche Steuerzahler solche Strafzahlungen ebenso.]

Ein breites Bündnis, bestehend aus der Gewerkschaft der Polizei in Nordrhein-Westfalen, der Verkehrsunfall-Opferhilfe Deutschland (VOD), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), dem ökologischen Verkehrsclub VCD, Greenpeace sowie der Deutschen Umwelthilfe (DUH), hat im April 2019 die kurzfristige Einführung eines generellen Tempolimits auf deutschen Autobahnen gefordert - um Leben zu retten und das Klima zu schützen. [Gewerkschaft der Polizei]

»Das ist so ein bisschen, wie wenn Sie mit Amerikanern
über das Recht, Waffen zu tragen, diskutieren.
Diese Debatte wird in Deutschland leider sehr irrational geführt..«
[Cem Özdemir, im Morgenmagazin, 22. Januar 2019]

Wir finden: das stimmt so nicht! Auch die Argumente der Gegner erscheinen rational.
Sie dienen allerdings - logisch - anderen (eigenen) Interessen...

»If you can’t convince them, confuse them.«
[Harry Truman, 1948]

»Wer etwas will, sucht Wege.
Wer etwas nicht will, sucht Gründe.«
[Harald Kostial, Unternehmer]



 
Wer ist wofür?

Gewerkschaft der Polizei

51 % der Deutschen

Frauen eher für die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung

Grüne und Linke mehrheitlich für ein Tempolimit.

»Nicht nur die hohen Geschwindigkeiten sind das Problem, sondern auch die gnadenlose Rücksichtslosigkeit.« [ein Berliner]

»Die Starken können auch Anarchie vertragen. Im Straßenverkehr finden Sie noch ein eher archaisches Gesellschaftsbild, insofern als der Stärkere sich mehr Rechte herausnimmt, als er dem Schwächeren zugesteht. Hier ist der Staat gefordert, durch Normsetzungen ein gemeinschaftliches Handeln anzustiften.« [Bernhard Schlag, Verkehrspsychologe, Technische Universität Dresden, in der ZEIT]

47 % der Deutschen

Männer eher gegen die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung

Anhänger von AfD und FDP mehrheitlich gegen ein Tempolimit.

»Tempolimit ist gegen jeden Menschenverstand.«
[Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur]

»Ob ich mit Tempo 100 oder 160 vor den Baum fahre - ich bin in beiden Fällen tot.« [Michael Schreckenberg, Verkehrsforscher, auf dem Verkehrsgerichtstag in Goslar, 2019]

»Freie Fahrt für freie Bürger« [ADAC, 1974]

»Die Autobahn hat sich als das letzte Feld erwiesen, wo wir mehr Freiheit genießen, als andere auf der Welt.« [Ulf Poschardt, Chefredakteur "Die Welt"]

...allein aus ökologistischer Reglementierungslust. Es sind die Freude am Verbieten und die Freude an der Einschränkung individueller Freiheiten
[Rainer Feldhaus]

Klimaschutz

Der Ausstoss von CO2 durch Pkw auf Autobahnen ließe sich durch ein allgemeines Tempolimit von 120 km/h um 9% verringern. [Statistisches Bundesamt 1999]

Ein Tempolimit senkt den Spritverbrauch und verringert damit den Treibhausgasausstoß spürbar. Bei 120 km/h ließen sich jährlich rund 3 Millionen Tonnen CO2 einsparen, das entspricht einer Reduktion von 9 %. [Umweltbundesamt]

Alle Bereiche müssen zu einer CO2-Reduktion beitragen.

[elektronikinfo.de]

»20 Liter mehr verbrannt - bei einem Zeitgewinn von nicht einmal einer halben Stunde.« [Tom Grünweg, 700 km quer durch die Republik mit einem BMW X3 20D, Spiegel]

Nicht maßgeblich, 3 Millionen Tonnen CO2 entsprechen gerade einmal 2% dessen, was der gesamte Straßenverkehr freisetzt. Die Einsparungen fallen national kaum ins Gewicht. [ADAC]

Der Pkw-Verkehr wiederum verursacht etwa 13 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland. Die Einsparungen würden somit national weniger als 0,5 Prozent betragen. [ADAC]

Tatsächlich werden die wenigsten Fahrer auf der Autobahn zu benzinfressenden Rasern. Der Spritverbrauch ist bei Stop-and-go-Fahrten in der Stadt am höchsten. [Harald Hordych, Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 2019]

Sicherheit

Zu schnelles Fahren ist die Hauptursache für Unfälle auf Autobahnen. 2017 war mehr als ein Drittel der Autobahnunfälle darauf zurückzuführen, dass mindestens eine beteiligte Person die Höchstgeschwindigkeit überschritten hatte oder für die Straßen- oder Witterungsverhältnisse zu schnell fuhr. 2017 starben auf deutschen Autobahnen 409 Menschen, 5.974 wurden schwer verletzt. [Statistisches Bundesamt, 2018]

Mit jedem Prozent mehr Tempo wächst das Risiko um 4 Prozent. [Weltgesundheitsorganisation]

Pro Milliarde gefahrene Kilometer sterben in Deutschland 1,614 Menschen, in Großbritannien 0,852 Menschen. Auch die Niederlande schneiden deutlich besser ab. [OECD]

Auf Abschnitten mit einem Tempolimit verunglückten pro Kilometer rund 26 % weniger Menschen tödlich als auf Strecken ohne Geschwindigkeitsbegrenzung, die Zahl der Schwerverletzten ist um 17 % geringer. [Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR), 2016]

Wenn die Zahl der Todesopfer im Straßenverkehr zu senken, muss "ein Bündel an Maßnahmen realisiert werden. Ein generelles Tempolimit von 130 km/h gehört an vorderster Stelle dazu. Die hohen Differenzgeschwindigkeiten sind oftmals ursächlich für dramatische Autobahnunfälle. Zudem steige die Wahrscheinlichkeit von Staus."
[Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG)]

Verkehrstote [Schwäbische Zeitung]

Werden zwei Autos, das eine aus 180 km/h, das andere aus 250 km/h, bis zum Halt abgebremst, fährt das schnellere Auto zu dem Zeitpunkt, an dem das langsamere schon steht, immer noch 180 km/h. Der Bremsweg beträgt im langsameren Fall 150 Meter, im schnelleren 280 Meter. Mit 250 km/h kann ein voll beladener SUV eine doppelt so starke Mauer durchbrechen wie mit 180 km/h. Deshalb sind Auffahrunfälle am Stauende so gefährlich. Alle gängigen Crashszenarien sichern aber nur bis etwa 60 km/h ab. Was darüber hinausgeht, bleibt dem Schutzengel überlassen.
[nach Professor Schirle. Siehe in: Peter Ilg: Gefährlicher Geschwindigkeitsrausch. ZEIT.de, 22. März 2019]

Von deutschlandweit 185 Todesopfern bei Geschwindigkeitsunfällen auf Autobahnen (bei denen also mindestens ein Beteiligter eine nicht angepasste Geschwindigkeit aufwies) kamen 122 Menschen (66 %) in Abschnitten ohne Tempolimit ums Leben, 63 Unfallopfer (34 %) starben in Abschnitten mit Tempolimit.
[Deutscher Verkehrssicherheitsrat (DVR), 2016]

Ein Begrenzung auf 130 km/h würde das Risiko verringern. Die „Differenzgeschwindigkeit“ zwischen schnellen und langsamen Verkehrsteilnehmern wäre nicht mehr so hoch wie jetzt. Überholmanöver wären weniger gefährlich – und wohl auch weniger tödlich.
[Siegfried Brockmann, Leiter Unfallforschung, Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft]

Ein Tempo jenseits der 130 km/h vergrößert in haftungsrelevanter Weise die Gefahr. [Bundesgerichtshof, 1992]

"Die deutschen Autobahnen sind die sichersten Straßen."
[Andreas Scheuer (CSU), Verkehrsminister]

Auf Bundes- und Landstraßen kamen 2015 auf 1000 Unfälle mit Verletzten 26 Verkehrstote, auf Autobahnen 21 Verkehrstote.
[Statistisches Bundesamt, 2015]

Richtig ist auch:

  • Landstraßen haben Kurven, Bäume, Einbiegungen und Gegenverkehr.
  • Amerikanische Autobahnen sind im Vergleich zu deutschen "marode".

Wer beobachtet, wie Limits in Tempo-30-Zonen vor Schulen oder in engen Autobahnbaustellen konsequent ignoriert werden, fragt sich zu Recht, was es bringen würde, auf Autobahnen ein generelles Limit einzuführen. [Harald Hordych, Süddeutsche Zeitung, 22. Januar 2019]

Technologie-
entwicklung
Anreiz für die Automobilindustrie, kleinere und leichtere Wagen zu bauen (die auch weniger Kohlendioxid produzieren).

Innovation findet immer dann statt, wenn man den Ingenieuren Entfaltung an der Grenze des Machbaren abfordert. Die Abwesenheit einer generellen Geschwindigkeitsbegrenzung ermöglichte es den deutschen Autobauern, technische Limitierungen durch marktfähige, weil nachgefragte Produkte zu überwinden. [Rainer Feldhaus]

Menschen kaufen auch in Ländern mit Geschwindigkeitsbeschränkung leistungsstarke Wagen und SUVs.

Verkehrsfluss Ein Tempolimit bedeutet weniger Staus, denn es mindert die hohen Geschwindigkeitsunterschiede auf Autobahnen, die eine wichtige Ursache bei der Stauentstehung sind.
[VCD Verkehrsclub Deutschland e.V.]
»Wir brauchen mehr dynamische, bedarfabhängige Geschwindigkeitsbeschränkungen.«
Lärmbelastung geht stark zurück (weshalb etwa Österreich in seinen Alpentälern die Geschwindigkeitszulassung drastisch reduziert hat)  
Gesundheit Der Stickstoffausstoss durch Pkw auf Autobahnen ließe sich durch ein allgemeines Tempolimit von 120 km/h um 16% verringern.
[Statistisches Bundesamt, 1999]
 


Ein Modellversuch über ein generelles Tempolimit auf 120 km/h auf Abschnitten der Autobahnen A81 und A96, Baden-Württemberg, wurde gestoppt, weil der neue Koalitionspartner CDU das Projekt nicht mittragen wollte.

Der deutsche Bundestag lehnte im Oktober ein generelles Tempolimit auf Autobahnen ab.

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Schwarz-Rot-Gold gehört nicht den Nationalisten!

Deutschlandflagge
[Foto: Wikimedia Commons]

Die Neue Rechte usurpiert nationale Symbole wie die Deutschlandflagge und bemächtigt sich der Geschichte der deutschen Freiheitsbewegung.

Schwarz-Rot-Gold sind nach Art. 22 Abs. 2 des deutschen Grundgesetzes die Farben der Flagge der Bundesrepublik Deutschland. Die Urburschenschaft von 1815 führte erstmals diese Farben und machte sie - nach den Befreiungskriegen - zu einem Symbol für die Einheit der vielen deutschen Staaten. Das Ziel der Studenten waren auch Freiheitsrechte und politische Mitbestimmung. Beim Hambacher Fest 1832 wurde die schwarz-rot-goldene Fahne erstmals in der heutigen Form geführt. Sie wurde das Symbol für eine deutsche Republik. Nach Niederschlagung der Märzrevolution von 1848 durch die reaktionären Kräfte wurden die Farben aus dem öffentlichen Leben (zunächst) wieder verbannt. „Schwarz-Rot-Gold“ erinnert daran, dass die (damals kurze) Freiheit mit Blut bezahlt war:

(...)
Die Freiheit ist die Nation,
Ist aller gleich Gebieten!
Die Freiheit ist die Auktion
Von dreißig Fürstenhüten!
Die Freiheit ist die Republik!
Und abermals: die Republik!
Pulver ist schwarz,
Blut ist rot,
Golden flackert die Flamme!

[Ferdinand Freiligrath, 17. März 1848]

Wie kann man „Schwarz-Rot-Gold“ schwenken, aber gleichzeitig den Rechtsstaat und die Gewaltenteilung, also die Republik, in Frage stellen...??? Wie kann man Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit nur für einige Staatsbürger denken?


»Wer heute Menschenrechte und Demokratie verächtlich macht,
wer alten nationalistischen Hass wieder anfacht,
der hat gewiss kein historisches Recht auf Schwarz-Rot-Gold!«
[Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident, 9. November 2018]

»Schwarz-Rot-Gold, das waren immer die Farben von Einigkeit und Recht und Freiheit.
(...) Sie sind das Wahrzeichen unserer Demokratie!
Überlassen wir sie niemals den Verächtern der Freiheit!«
[Frank-Walter Steinmeier, beim Festakt
„100 Jahre Weimarer Reichsverfassung“ am 6. Februar 2019]


Der Traum der Rückkehr zum Nationalismus verkennt die globale Situation. Die Zukunft braucht - im deutschen Interesse - einen aufgeklärten Patriotismus, der Win-Win-Lösungen schafft.

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Von der Novemberrevolution 1918 ins Heute

Mit der Novemberrevolution entstand vor 100 Jahren Deutschlands erste Demokratie.



Franka Kaßner: Schlaf, Bürger, schlaf!
[Foto: 8. November 2018, Heinz Theuerkauf, flickr]


Franka Kaßner: “Schlaf, Bürger, schlaf!”

Öffentliche Installation auf der Kunst-Insel am
Lenbachplatz, München, 7. November 2018 – 15. Januar 2019

Kaßner (*1976 Oschatz, lebt und arbeitet in Leipzig und München) gewann 2006 den Lothar-Späth-Preis der Stiftung Kunstakademie München. Das Billboard auf der Kunst-Insel auf dem Lenbachplatz wird betreut vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München. Auf die Vorderseite der Tafel setzt die Künstlerin einen Notensatz des Kinderliedes „Schlaf, Kindlein, schlaf!“ - mit abgeändertem Text; die Rückseite ist monochrom in leuchtendem Rot gehalten. Kaßner erinnert damit an die Novemberrevolution 1918, die Deutschland weitgehend friedlich die Demokratie brachte, und im Besonderen an Kurt Eisner Portrait Kurt Eisner – idealistischer Pazifist - der vom 7. auf den 8. November 1918 den Freistaat Bayern proklamierte und sein erster Ministerpräsident wurde. Im Februar des darauffolgenden Jahres wurde Eisner von einem Studenten hinterrücks ermordet - kurz bevor er nach einer Wahlniederlage seinen Rücktritt als Ministerpräsident bekannt geben wollte. Der Attentäter, Anton Graf von Arco auf Valley, - aus dem Umfeld der deutsch-völkischen und antisemitischen Thule-Gesellschaft - sprach Eisner explizit ab, ein Deutscher zu sein - womöglich, weil er Jude war - und bezeichnete ihn als Landesverräter, weil er - um bessere Friedensbedingungen zu erreichen - Geheimdokumente offen gelegt hatte, aus denen hervorging, dass die kaiserliche Reichsführung im Sommer 1914 unbedingt einen großen Krieg wollte. Dies belegte die deutsche Kriegsschuld.

100 Jahre nach der Ausrufung des Freistaats in einer Zeit, die von Brexit, vom erstarkenden Rechtspopulismus und von Einschränkungen der Pressefreiheit und der Gewaltenteilung geprägt ist, liest sich das Kunstwerk wie ein Appell an jeden einzelnen, Verantwortung zu übernehmen für den Erhalt von Frieden und Demokratie.

»Jedes Menschenleben soll heilig sein.«
[Kurt Eisner, 7. November 1918]

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Stabilität und Wandel: zwei Seiten der selben Medaille

»Stabilität« wurde im hessischen Wahlkampf 2018 zu einem politisch aufgeladenen Begriff. Bedeutet angesichts der Herausforderungen, vor denen wir - global wie gesellschaftlich - stehen, Stabilität heute aber nicht, die Welt an die Wand zu fahren? Um die Schöpfung und den Gemeinsinn in unserer Gesellschaft - auf denen unser Wohlstand letztlich basiert - zu erhalten, ist ein mutiger Wandel hin zu mehr Rücksicht und Verantwortung für Mensch, Tier und die Erde nötig. Während gleichzeitig ein demokratisches Deutschland und Europa »fest und klar und heiter« - und gemeinsam - das offensichtlich Notwendige anpacken.

Gleichwohl bezeichnen sich Menschen, die die heutigen Herausforderungen so lange wie möglich zu ignorieren versuchen, gern als konservativ. Warum? Eine zukünftige Koalition in Bayern bewirbt sich als "bürgerlich". Verstehe ich das richtig? In Deutschland bin ich heuers nicht mehr bürgerlich, wenn um die Schöpfung und den gesellschaftlichen Gemeinsinn mir bang ist?

Wenn nun ein Mann, der gerade einmal 16 Monate jünger als die Kanzlerin ist, in der Hauptstadtpresse erklärt: „Wir brauchen Aufbruch und Erneuerung“, erinnert das Jagoda Marinic an die wieder aufgebaute Frankfurter Altstadt: »Vergangenes wird rekonstruiert. (...) Wie wäre es mit einem mutigen Konservatismus, der nach vorne geht? Widerstände lassen sich auch selbstbewusst als das Aufbäumen des Alten deuten, statt es zu einer reaktionären Zukunftsbewegung zu stilisieren. Die ständige Flucht in die Rekonstruktion wird zum Symptom der Furcht vor der Zukunft. Erschreckend ist dabei die Praxis, jüngere Generationen und ihre Vielfalt auszuschließen. Erneuern, das wäre das Identifizieren zeitgemäßer Probleme, diese werden jedoch von den alten Diskursschleifen überlagert. Eingespielte Teams aus Bundespolitikern und Medienvertretern gehen politische Fragen mit bewundernswerter Ignoranz so an, als würden junge Menschen und Minderheiten nicht existieren. Erneuern, das hieße auch, nicht ständig die Gegenwart zu beschädigen, indem man so tut, als ob das Alte ewig währt.« [Süddeutsche Zeitung, 2018/11/03]

Schon die Römer waren nicht zuletzt deshalb so (lange) erfolgreich, weil sie es verstanden, den Wandel zu managen. Gutes aus den Provinzen zu übernehmen, noch weiter zu verbessern und dann überall im Reich verfügbar zu machen.














Die gekidnappte öffentliche Meinung

Sprache schafft eine wahrgenommene Wirklichkeit über der Wirklichkeit. "Flüchtlingswelle" - gerade so als wäre Deutschland einer Naturkatastrophe ausgeliefert, "Asyltourismus" - ein Begriff, der Leid und Terror in Abrede stellt, "Heimat" - nur im Sinne einer Blutsgemeinschaft, "Volk" - nur aus AfD-Mitgliedern, "bürgerlich" - nur die, die auf Seiten von Söder stehen, „Steuerverantwortung“ - anstelle von "Steuerlast", "Lügenpresse" - als gäbe es keine Panama Papers, "Klimawandel" - obschon die menschliche Zivilisation infrage steht. Politisches Framing beansprucht einen Deutungsrahmen, prägt die Wertvorstellung, formt ein Menschenbild. Gerade so wie Militärs die Nationalflagge auf einem Gebäude oder Gipfel hissen, um einen Herrschaftsanspruch geltend zu machen, tut dies Politisches Framing mit unserem Gehirn. Dadurch, dass die metaphorischen Sprachbilder gern an Gefühle und Urinstinkte andocken, manifestieren sie sich in unseren Köpfen - bevor ihre Bedeutung hätte rational gefiltert werden können. Und die Erregungskultur der sozialen Netzwerke und Filterblasen multipliziert ihre Reichweite und Potenz. Eine ausgrenzende, spaltende, diffamierende Sprache ist ein "gewaltiger" Angriff auf unsere demokratische Freiheit und deformiert die Grundlage unseres Wohlstands: die res publica. Diese Art der Sprache will sprachlos machen, will die politische Debatte, will das gemeinsame Ringen um berechtigte Interessen unterbinden.

In den USA der Briefbomben wird journalistische Arbeit - die Recherche, die Suche nach Quellen und Belegen jenseits einer radikalen Subjektivität - als "feindselig" abgestempelt.

»Alle diese Lügen, auch wenn ihre Urheber
sich dessen nicht bewusst sind,
sind potenziell gewaltsam.«

[Hannah Arendt, deutsch-amerikanische politische Philosophin,
in: "Wahrheit und Politik", 1967]

»Das ist das Gefährlichste an dieser Politik der Lüge:
dass sie nicht nur Personen vernichten will,
sondern den Bezug auf eine Realität, die allen gemeinsam ist.
Die permanente Desinformation zersetzt den öffentlichen Diskurs
und unterwandert alle Begriffe, Normen und Institutionen,
die eine Gesellschaft verbinden.«

[Carolin Emcke, in Bezug auf den amerikanischen Präsidenten, Süddeutsche Zeitung, 27. Oktober 2018] »Mit analytischer Empathie schildert sie, wie Gewalt, Hass und Sprachlosigkeit Menschen verändern können. Dagegen setzt Emcke auf das Vermögen aller Beteiligten, zu Verständigung und Austausch zurückzufinden.« [in der Laudatio zur Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels 2016 an Emcke]

»Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei - mögen sie noch so zahlreich sein - ist keine Freiheit.
Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden.«

[Rosa Luxemburg, Sozialistin. Am 15. Januar 1919 in Berlin
von Angehörigen der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet]


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Der Earth Overshoot Day - unser ökologischer Fußabdruck

1970 verbrauchte die Menschheit noch 1 Erde pro Jahr. 2018 verbrauchen wir in einem Jahr die Ressourcen von 1.7 Erden (also 1.7 mal so viel, wie auf der Erde in einem Jahr nachwächst). Seit dem 1. August 2018 also, dem diesjährigen Earth Overshoot Day, ist unser Ration für 2018 aufgebraucht. Interessant: wenn alle Menschen auf der Welt so wie wir Deutschen leben würden, wäre der Earth Overshoot Day schon am 2. Mai gewesen...

Earth Overshoot Day

Earth Overshoot Day

Earth Overshoot Day

Berechne deinen persönlichen
Earth Overshoot Day -
und siehe, wie du deinen ökologischen Fußabdruck reduzieren kannst!


















CO2-Abgabe:

Deutschland muss voran gehen!

CO2 braucht einen Preis!

Wir steuern auf die Klima- und Umwelt- und Flüchtlingskatastrophe zu. International vereinbarte Klimaschutzziele werden derweil verschoben oder ignoriert. Treibhausgase zu verursachen ist noch immer ein Kavaliersdelikt und mit keinen (oder nur sehr geringen Kosten) verbunden. Die erheblichen Folgekosten und Umweltschäden werden sozialisiert. Wenn es Flugtickets für 30 oder 40 € gibt, ist klar, dass ein Teil der tatsächlichen Kosten von anderen bzw. von der Allgemeinheit getragen werden muss. Wenn die Polkappen abschmelzen, sind laut Weltbank allein bis 2050 ca. 150 bis 800 Millionen Menschen gefährdet bzw. zur Flucht gezwungen, weil der Boden unter ihren Füßen im Meer versinkt. Im Interesse zukünftiger Generationen muss damit jetzt Schluss sein! Wer die Atmosphäre verschmutzt soll auch dafür zahlen. Eine verursachergerechte CO2-Abgabe macht die Klimakosten transparent - für Unternehmen wie für Bürger. Die Verbrennung fossiler Energieträger (Kohle, Öl, Gas) steht dann nicht länger als "kostengünstig" da, stattdessen wird eine nachhaltige Wirtschafts- und Lebensweise begünstigt. Ausnahmen vom Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) darf es nicht mehr geben: die Befreiungen von Steuern, Umlagen, Netzentgelten usw. auf Energie- und Strompreise für die Industrie beliefen sich 2016 auf 17 Milliarden €.


CO2-Abgabe Unterzeichnen

Unterstützen Sie daher den Verein co2abgabe.de, den Bürger, Unternehmen sowie Vertreter von Vereinen und Verbänden den gegründet haben.














»Im Moment gibt eines historische Angst um die eigenen Kinder.
Ich kenne viele, die sagen, meine Kinder werden es schlechter haben.
Ich kenne niemanden, der sagt, meine Kinder werden es besser haben.«
Claudia Langer (52)

Für alles gibt es eine Lobby,
nur nicht für Generationen-Gerechtigkeit.


CO2 braucht einen Preis!

Die älteste Übereinkunft der Menschheit ist in Gefahr – der Generationenvertrag. Vorangegangene Generationen haben immer versucht, ihren Kindern eine bessere und gerechtere Welt zu hinterlassen. Wir ahnen inzwischen, dass wir unseren Kinder und Enkeln erdrückende Probleme aufbürden. Kurzfristiges Denken, Konsum- und Wachstumswahn sind dabei, die Erde für unsere Nachkommen unwirtlich und unbewohnbar zu machen. Und es ist klar, dass es jetzt von uns abhängt, ob die Grundlagen für eine lebenswerte Welt erhalten bleiben. Unsere Generation (die Generation 'Man müsste mal' - Claudia Langer) hat heute das Wissen, um die Probleme der Welt zu lösen. Übernehmen wir Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen: entscheiden wir uns zu handeln. Damit auch unsere Kinder und Enkel eine Chance auf ein lebenswertes und glückliches Leben haben.



Setzt! Endlich! Grenzen!

»Wir steuern im Irrsinnstempo auf eine unbeherrschbare globale Situation zu.
Wenn wir nicht radikal umsteuern, fahren wir die Zivilisation an die Wand.«
Hans Joachim Schellnhuber
Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung,
Mitglied des Weltklimarats, Träger des Deutschen Umweltpreises
sowie des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse

Die Grenzen des Planeten müssen konsequent in wirtschaftliches Handeln eingerechnet werden. In jedes Auto, Handy oder Kleidungsstück müssen die Kosten einfließen, die anfallen, um Gewässer, Luft, Böden, Wälder, Rohstoffreserven und Menschen zu schützen. Nur so lässt sich die Lebensgrundlage künftiger Generationen sichern. Kosten für überdüngte Böden, verschmutztes Wasser und der Verlust der Artenvielfalt müssen Berücksichtigung finden.

Die Bereitschaft zu Veränderung ist da, doch auf freiwilligen Verzicht zu setzen, ist naiv und fahrlässig. Die Politik muss stärker eingreifen - nicht nur mit Verboten, sondern als Planer, Vermittler und Entscheider.

[Quelle: Setzt! Endlich! Grenzen! Süddeutsche Zeitung, 16. Juni 2018]



»Dass Menschen sich wegen biologisch minimaler Unterschiede im Phänotyp, wegen kultureller Differenzen, die schon angesichts unserer Gattungsgeschichte nur Fußnoten sind, die Köpfe einschlagen, während der Thermostat der Erde außer Kontrolle gerät, hat etwas Erbärmliches.«
[Gustav Seibt, in: Big History erklärt die Geschichte vom Urknall bis zum Anthropozän.
Süddeutsche Zeitung, 31. August 2018]



»Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.«
Bertolt Brecht, deutscher Dramatiker und Lyriker, 1898-1956

Stephan Schulmeister (*1947, Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, Wien) zeichnet in seinem Buch Der Weg zur Prosperität [Ecowin, 2018] eine wirtschaftspolitische Navigationskarte, einen "besseren Weg" für die Zukunft, der Polaritäten ausbalancieren will: Individuum und Gesellschaft, konkurrieren und kooperieren / Anteil nehmen, Vernunft und Emotionen, Wirtschaft und Umwelt. Seine (exemplarischen) Vorschläge bezeichnet er als unternehmer-freundlich, aber strikt finanz-alchemie-feindlich:














Liberalismus vs. Populismus

Populisten-Europakarte

Populisten-Profiling

[Quelle: Deutsche am widerstandsfähigsten gegen Populismus. Die Welt, 21.11.2016]

»Populisten waren nicht an der Macht, als die Finanzmärkte zusammenbrachen. Populisten sind nicht in andere Länder einmarschiert auf der Basis fabrizierter Beweise und haben sie dann in den Händen lokaler Warlords verrotten lassen. Es waren Liberale, nicht Populisten, die Steuerhinterziehung und wachsende Ungleichheit toleriert haben, die Whistleblower, die unbequeme Wahrheiten aufdeckten, verfolgt haben und die sogar Gefangene gefoltert haben. All dies hat liberale Werte kompromittiert; es hat das wunderschöne liberale Aquarium zu einer Fischsuppe gemacht. Kein Wunder, dass die Wähler nach einer Alternative suchen. Die liberale Ordnung wird überall im Westen angegriffen, und zu Recht. Sie wird nur überleben, wenn sie liefert, was die Populisten nicht können: eine überzeugende Vision, wie die komplexen europäischen Netzwerke, die nationale Gesetze und Grenzen überschreiten, beherrscht werden können.« [Jan Zielonka, Professor für Europäische Politik in Oxford: Selbst schuld, wenn die Populisten gewinnen! Die Zeit, 12. Februar 2018]

»Der Erfolg der Populisten beruht nun im Wesentlichen darauf, dass sie an der Verlustangst der Menschen anknüpfen und Furchtobjekte anbieten. (...) Als Populist [kann man] bei jenen erfolgreich sein, die sich bedroht fühlen und sich nach in heimatlicher Identität verklärte Geborgenheit sehnen. (...) So gesehen sind Populisten Menschen, denen es gelingt, an die Stelle eines diffusen Gefühls der Angst konkrete Vorstellungen von dem zu setzen, das man - angeblich - fürchten und bekämpfen muss. Der Populismus ist ein Kind der Angst. (...) Der Populismus ist auch eine Folge des Versagens liberal-demokratischer Politik, die auf grundlegende Veränderungen nicht oder nicht ausreichend reagiert hat. (...) All das legt nahe, dass man dem gesellschaftszersetzenden Populismus mit echten Lösungen für konkrete Probleme entgegentreten muss. Dazu wäre beispielsweise eine Förderung der Investitionen in städtischen Wohnraum und der Ausbau des öffentlichen Verkehrs vor allem außerhalb der großen Städte ebenso nötig wie bessere Arbeitsbedingungen für Beschäftigte in öffentlichen Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen.« [Volker Grossmann (Professor für Makroökonomie, Internationale Industrie-und Wachstumspolitik, Universität Fribourg) und Guy Kirsch (Professor für Neue Politische Ökonomie, Universität Fribourg): Kind der Angst. Süddeutsche Zeitung, 2019/08/05]

»Neoliberalismus und Finanzkapitalismus haben Europa in eine Identitätskrise geführt. Sie sind unvereinbar mit den Grundwerten 'Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit', mit der Bedeutung gemeinschaftlicher Institutionen wie Verbänden oder Sozialstatt und mit der ökonomischen Stärke Europas, die in der Realwirtschaft liegt. Neoliberale 'Grundwerte' wie Eigennutz und Konkurrenz hingegen bestimmen unser Verhalten im Alltag, entfremden uns von uns selbst und von unseren Mitmenschen: Die Sehnsucht nach Ganzheit auf individueller und sozialer Ebene ist blockiert, wenn das Bedürfnis der Menschen nach Anteilnahme und Solidarität unterdrückt wird.« [Stephan Schulmeister (*1947, Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, Wien) in seinem Buch Der Weg zur Prosperität, 2018]
Schulmeister erklärt in seinem Buch Der Weg zur Prosperität, wie der 'marktreligiöse' Charakter der neoliberalen Ideologie, nach der nur das Individuum und die Konkurrenz das ökonomisch Beste ermöglichen ("Sozialstaatlichkeit führt in die Knechtschaft" nach Friedrich August von Hayek), unser Zusammenleben prägt. Angesichts der Ausbreitung des Prekariats und von Menschen in Angst, die Sündenböcke suchen, hält er den Neoliberalismus als das erfolgreichste Projekt der Gegenaufklärung. Paradoxerweise verkaufe sie sich als eine Ideologie im Namen der Freiheit, sie fordere aber die Unterwerfung.

»Eine Untersuchung des Washingtoner Democracy Fund im Juni 2017 hat sehr unterschiedliche Prägungen und Motive bei seinen Anhängern festgestellt, von klassischen Konservativen über Ultra-Handelsliberale bis hin zu Identitären. Absolut einig waren sie sich indes in vier Punkten: der Abneigung gegen Clinton, muslimische Immigranten und illegale Einwanderer - und in einer sehr negativen Sicht auf die eigene finanzielle Zukunft. (...) Trump profitiert von einer Mischung aus Ohnmacht, Angst und Zorn. Aber das Nullsummenspiel, das Trump zum ordnenden Prinzip der Welt erklären will, wird für immer mehr Amerikaner zum Leitmotiv ihres eigenen Lebens. Das ist der wahre Nährboden des Trumpismus. Es ist auch eine Lehre für Europa.« [Constanze Stelzenmüller, Robert Bosch Senior Fellow am Brookings Institution, Washington: Es sind nicht nur weiße Männer, die hinter Trump stehen. Süddeutsche Zeitung, 17. Februar 2018]

Vielleicht verhilft ja am Ende eine Bedrohung von außen der gemeinsamen Vision und den europäischen Werten wieder zu mehr Popularität?














maze with peace dove

2018

ein wenig mehr
das Gemeinsame
im Auge behalten.
Nicht das
Trennende.

Stay amazed!




»...dass wir uns von den Primaten kaum unterscheiden - außer in einer Fähigkeit, und das ist unsere soziale Kompetenz. (...) Wir sind letztlich eine Art Super-Organismus geworden, bei der das, was ich weiß, von ganz vielen anderen herkommt, um es wiederum anderen (und der Kamera) mitzuteilen.«
[Raoul Schrott (*1964 Landeck / Tirol), Literaturwissenschaftler]



»Der wirkliche Unterschied zwischen Menschen und allen anderen Tieren liegt nicht auf der individuellen Ebene, sondern auf der kollektiven Ebene. Menschen kontrollieren den Planeten, weil sie die einzige Tiere sind, die flexibel und in sehr großer Anzahl kooperieren können.«
[Yuval Noah Harari (*1976 Haifa), Historiker]



Wachsen und gedeihen kann man dauerhaft nur gemeinsam

Sich für etwas einzusetzen, das der öffentlichen Sache dient,
ist kein elitärer Altruismus, sondern schlicht nachhaltiges Eigeninteresse.
[Carolin Emcke, SZ 2018/01/20]





Zur humanistischen Dimension des Heimat-Begriffs

Obelisk von Olu Oguibe

Das Fremdlinge und Flüchtlinge Monument

...stand einmal auf Königsplatz in Kassel,
wo Johann Wolfgang Goethe 1792
die Herberge verweigert wurde,
weil der Inhaber ihn für einen
französischen Aufrührer hielt.

[Foto: 6/2017 Wikimedia Commons.
Lizenz: Creative Commons Namensnennung -
Weitergabe unter gleichen Bedingungen
]

Der 16.20 m hohe Obelisk von Olu Oguibe, Kunstwerk der documenta 14 (2017), ist keinem Gott oder Herrscher gewidmet – sondern Menschen, die Schutz suchen, ebenso wie Menschen, die Schutz gewähren. Auf seinen vier Seiten trägt der Obelisk folgende Inschrift in den Sprachen Arabisch, Deutsch, Englisch und Türkisch - den in Kassel am häufigsten gesprochenen Sprachen:

„Ich war ein Fremdling und ihr habt mich beherbergt“

Das Zitat aus dem Matthäus-Evangelium steht im Zusammenhang mit Äußerungen Jesu über Heiden. Als ein Teil seiner Anhänger erwiderte, er habe doch nie Hilfe benötigt, antwortet Jesus: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es getan habt einem dieser meiner geringsten Brüder, habt ihr es mir getan. Und als andere meinen, sie hätten ihm doch immer geholfen, sagt Jesus: Wahrlich, ich sage euch, insofern ihr es nicht getan habt einem dieser Geringsten, habt ihr es mir auch nicht getan.

Der Künstler, der in Nigeria und England studierte, lehrt an der University of Conneticut. Im September 2017 erhielt Oguibe den mit 10.000 € dotierten Arnold-Bode-Preis der Stadt Kassel. Nach eigener Darstellung machte er das Kunstwerk mehr für die Menschen in Kassel als für die documenta: da Kassel eine lange Geschichte hat, Fremden eine Heimat zu geben. Oguibe erinnert an dieser Stelle an die Zuwanderung der Hugenotten ab 1685.

»Der Obelisk ist ein zeitlose Form, eine Form, die aus dem Altertum stammt, ursprünglich kam sie aus Afrika. Sie reiste um die Welt. Wir nutzen sie in diesem Zusammenhang, um ein universelles, zeitloses Prinzip in die Zukunft zu projizieren: die Idee der Barmherzigkeit und Gastfreundschaft gegenüber Fremden. Aber auch Dankbarkeit gegenüber Gastgebern. Denn ich glaube, Barmherzigkeit und Gastfreundschaft bedürfen letztendlich der Reziprozität. (...) Ich glaube, es ist wichtig festzustellen, dass Gastgebern Kosten erwachsen. Freundlichkeit ist nicht umsonst.

Ich interessiere mich mehr für die positive Geschichte der Stadt, eine Stadt, in der Fremde, Besucher, Menschen aus verschiedenen Teilen der Welt eine Heimat fanden. Das wollen wir anerkennen. Seine Tür einem Fremden zu öffnen ist ein Akt des Vertrauens. All das ist verwoben in den Text, der für die Inschrift gewählt wurde. Er bekräftigt die Notwendigkeit der Gastfreundschaft, er bekräftigt die Notwendigkeit der Reziprozität, der Anerkennung, dass Nächstenliebe ein Vertrauensakt ist.

Wenn solche Fremde in eine Gemeinschaft kommen, bringen sie auch etwas mit. Sie bringen Fähigkeiten, sie bringen Diversität, Kultur, sie bringen Küche. So erweitern sie die Gemeinschaft, sie bereichern die Gemeinschaft, (...) sie bereichern die menschliche Erfahrung.

Für mich ist das Ziel, einen Raum zu hinterlassen für Reflexion, für Einkehr, vielleicht sogar für Debatte um die Fragen der Gastfreundschaft und Dankbarkeit.«

[Olu Oguibe, auszugsweise zitiert aus dem folgenden Video]



In Kassel wurden der kreisrunde Königsplatz, der Friedrichsplatz wie auch das Museum Fridericianum von Oberhofbaumeister Simon Louis du Ry (1726 - 1799) geschaffen. Er entstammte einer hugenottischen Flüchtlingsfamilie.

Ein Jahr lang stritt Kassel über den dauerhaften Verbleib des Obelisken. Am Tag der deutschen Einheit, am 3. Oktober 2017, wurde er - ohne Wissen der Kulturdezernentin Susanne Völker - morgens früh um 4.30 Uhr abgebaut. Das Monument wurde selbst zum Flüchtling. Nach Frohlocken bei der AfD - und Protesten auf der anderen Seite des Spektrums wurde der Obelisk, im Einvernehmen mit dem Künstler, in der Treppenstraße wieder aufgestellt (am 18. April 2019), vgl. auf Welt-der-Form.


»Heimat ist nicht das Land -
sie ist die Gemeinschaft der Gefühle.«
[Ian Hamilton Finlay, CBE,
*1925 Nassau / Bahamas †2006 Edinburgh,
schottischer Lyriker, Schriftsteller und
Künstler der Konkreten Poesie]














UNHCR-Winterhilfe


Millionen syrische Flüchtlinge und Vertriebene müssen bereits den siebten Kriegswinter in Zelten, heruntergekommenen und ungeheizten Gebäuden oder anderen Notunterkünften überstehen. Der drohende Frost, Schneefälle, Dauerregen oder Stürme bedrohen Gesundheit und Leben zahlloser Menschen in den Krisengebieten des Nahen Ostens. Während die Temperaturen im Nahen Osten fallen, versorgt das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) Millionen Menschen in der Region, darunter Flüchtlinge, Binnenvertriebene und Gastgemeinden mit dringend benötigten Hilfsmitteln für den Winter.

Alles, was wir für uns selbst tun, tun wir auch für andere,
und alles, was wir für andere tun, tun wir auch für uns selbst.
[Thích Nhat Hanh (*1926), Vietnam]














65 Millionen Menschen weltweit sind derzeit auf der Flucht. Der Film „Human Flow“, in 23 Ländern gedreht, »lässt Flüchtlinge zu Wort kommen, gibt ihnen ein Gesicht. Der Film ist ein berührendes Plädoyer für ihre Würde und zeigt, dass es keine "Flüchtlingskrise" gibt, sondern eine Krise der Menschheit.« [aspekte, ZDF, 10. November 2017]

Dem Künstler und Aktivisten Ai Weiwei gelingt ist ein bildgewaltiges Dokument unserer Gegenwart. [Von Kerstin Decker, Tagesspiegel, 15.11.2017]

»Grenzen halten nur arme Leute auf, für die Reichen existieren sie nicht.«
Ai Weiwei im Interview [Süddeutsche Zeitung, 16. November 2017]

Paul Katzenberger (SZ): Können Sie mir empfehlen, was etwa ich als kleine unbedeutende Einzelperson tun kann?

Ai Weiwei: Eigentlich reicht es aus, immer wieder an die Flüchtlinge zu erinnern. Das, was sie am dringendsten brauchen, ist nicht Geld, sondern, dass sie als Menschen wahrgenommen werden. Diese Achtung vor ihnen kann in sehr Wenigem bestehen (...) Wer keine Scham empfindet, wird Teil dieser Dunkelheit. Doch jeder kann eine Kerze anzünden.

Interview von Petra Sorge mit Anne C. Richard, der Beraterin Ai Weiweis, über das Zustandekommen des Films, über Kunst als Mittel der Politik. [Stern, 9. November 2017]

»Ein moralischer Nebel verschleiert
unsere juristischen und ethischen Verpflichtungen
gegenüber 'leidenden Fremden'.«
[Seyla Benhabib, 2016.
Als sephardische Jüdin in der Türkei geboren,
lehrt sie politische Philosophie an der Yale University]











3 Jahre später. Nachtrag.

Paradise Papers, Steuertricks, Lobbyismus und der Staat

...zu den Enthüllungen zu Steueroasen weltweit ("Paradise Papers", "Skinheads in Nadelstreifen"), die 2016 der Süddeutschen Zeitung zugespielt und am 5. November 2017 gleichzeitig weltweit durch Journalisten des International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) öffentlich gemacht wurden:










4 Jahre = viel oder wenig?

Die Thesen im Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl wurden von einem Team aus 26 Jung- und Erstwählerinnen und -wählern zwischen 18 und 26 Jahren aus ganz Deutschland erarbeitet. Manche Thesen erscheinen zugespitzt oder aus dem Kontext gerissen, bei anderen Thesen wünscht man sich einen genaueren Blick auf die Ursachen eines Problems: bloß ein Symptom zu behandeln ("Quick Fix") ist - wie in der Medizin - häufig nicht nachhaltig. Die Auswahl wirft Fragen auf:

Zum Verhältnis von Macht, Mehrheit und Einfluss

»The word majority does not refer to numbers,
and it does not refer to power.
It refers to influence.«
[James Baldwin, afroamerikanischer Schriftsteller, 1960]

So konnten z.B. die Schwarzen während der Apartheid in Südafrika ihren Gegnern ihren Willen (obwohl zahlmäßig überlegen) genauso wenig aufzwingen, wie die Regierung der DDR ihren Untergang verhindern konnte (trotz ihres umfangreichen Machtapparats). Über Einfluss hingegen verfügt, wer bestimmen kann, worüber gesprochen wird, und wer bestimmt, welche Überzeugungen als "normal" gelten...

















Von der Attraktivität totalitärer Scheinheiligkeit

Faschisten auf der ganzen Welt gewinnen Popularität, indem sie den Eindruck erwecken, die Welt sei bis ins Mark morsch und verfault. Hannah Arendt beschreibt in "The Origins of Totalitarianism" (1951), wie der Faschismus Menschen einlädt, "die Maske der Scheinheiligkeit abzuwerfen" und die Weltsicht zu übernehmen, dass es kein richtig und kein falsch gäbe, sondern nur Gewinner und Verlierer. Scheinheiligkeit (also zumindest rhetorisch vorzugeben, dass man in Übereinstimmung mit moralischen Werten handelte) kann instrumentell sein, wenn Politiker behaupten, durch Ideale motiviert zu sein - obwohl es damit in Wirklichkeit nicht so weit her ist. Die Scheinheiligkeit, deren Maske gefallen ist, beansprucht dann ganz offen, dass Gier, Rache und Vergeltung ebenso wie grundlose Grausamkeit nicht verkehrt sind, sondern politisches Verhalten ganz legitim rechtfertigen. [Masha Gessen]

Sie möchten die Zuneigung zu einem Diktator erleben? Stellen Sie sicher, dass die folgenden fünf Bedingungen vorliegen:

  Bedingung 1 Eine Bewunderung für Macht, Pracht und Herrlichkeit,
die sich auf Seiten der Bewunderer wie "alles unter Kontrolle" ("Sicherheit") und einer klaren Ordnung in einer unübersichtlichen Welt ("Sinnhaftigkeit") anfühlt. Der Ohnmächtige erliegt der Illusion, an der Macht teilzuhaben ("Kontrollillusion"), der individuell oder sozial Frustrierte möchte glauben, dass für ihn gesorgt würde (Abgabe der eigenen Verantwortung).
  Bedingung 2 Geteilte Vorurteile ("Werte") und Ängste gegenüber allem, was irgendwie "anders" ist (wie z.B. Angst vor dem Aussterben der "weißen Rasse" oder der eigenen Religion, auch Homophobie, Vielfalt allgemein). Auch die Erhöhung und Instrumentalisierung einer äußeren Bedrohung ("Belagerungsgefühl") erzeugt gefühlte Gemeinschaft. Selbstdefinition durch eine scheinbare Homogenität in der Gruppe ("Wir sind das Volk").
  Bedingung 3 Allgegenwärtige Geschichts- und Wirklichkeits-Klitterung durch professionelle Rethorik und "Kommunikation" (missbrauchte Sprache, Propaganda). Dadurch werden die Bedingungen Nr. 1 und 2 im Alltag präsent gehalten (populistisches "Schwarz-Weiß-Denken"). Das Pendant dazu ist natürlich die Beschneidung (bin hin zur Kastrierung) der unabhängigen Medien, die differenziertere Sichtweisen oder unbequeme Wahrheiten bereithalten. Der politische Gegner wird offen diffamiert, demontiert, entrechtet.
  Bedingung 4 Ignoranz hilft, über fantastische Inkorrektheiten und alternative Wahrheiten hinwegzusehen. Unter der fehlenden Bereitschaft (oder Unfähigkeit), Fiktion von Fakten zu unterscheiden, lässt sich das eigene Bewusstsein von der fremden Wirklichkeitskonstruktion in seiner Weltsicht bestärken ("Filterblase").
  Bedingung 5 Irrationalität, moralische Neutralität und Relativierung.
Alles kann alles bedeuten, nichts ist sicher ("Lügenpresse", Verschwörungstheorien). »Das Volk ist in höchster Gefahr. Nur der Paranoiker weiß, was auf dem Spiel steht.« [Richard Hofstadter (*1916 †1970), amerikanischer Historiker, 1964] Kritik an unrühmlichen Episoden in der eigenen Geschichte wird relativiert ("auch anderswo gab es Völkermord") und als "Nestbeschmutzung" wahrgenommen. Historische Verantwortung - insbesondere die Schutzfunktion von Erinnerungsarbeit für die Zukunft - wird abgelehnt ("wir sind eine neue Generation").

Wenn Gott in seiner Rechten alle Wahrheit, und in seiner Linken den einzigen, immer regen Trieb nach Wahrheit, obschon mit dem Zusatze, mich immer und ewig zu irren, verschlossen hielte, und spräche zu mir: "Wähle!" - Ich fiele mit Demut in seine Linke und sagte: "Vater gib! Die reine Wahrheit ist ja doch nur für dich allein!" [Gotthold Ephraim Lessing in "Duplik" (1778)]

Es gibt so viele Weisen, sich zu irren: optisch, emotional, politisch, ethisch, und so viele gute wie schlechte Gründe dafür: aus Verliebtheit, aus Eile, aus Hoffnung, aus Bequemlichkeit, aus Unwissen, aus Geschmacklosigkeit, aus geistiger Unbeweglichkeit. Wie sehr ich mir Irrtümer selbst verüble, hängt sicher davon ab, ob ich mich privat oder öffentlich täusche, ob ich sie selbst entdecke oder ob jemand mich darauf hinweisen muss, auf wen oder was sie sich beziehen, inwiefern sie vermeidbar gewesen wären, welchen Schaden sie anrichten. Die absolute Wahrheit ist niemals zu haben, möglich ist allenfalls Wahrheitsähnliches. Wenn man dies weißt, dann sollte sich mancher scharfe Angriff auf Andersdenkende erübrigen. [Caronlin Emcke: Irren. SZ 2015/11/14]


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Impressioni vacanzieri


Mont Blanc [4810 m ü. NN]  ... noch mit Eiskappe.
Blick aus Osten aus ca. 20 km Entfernung
vom Tête de Crévacol [2605 m ü. NN]
(nahe dem Großen-St.-Bernhard-Pass)
[5. August 2017]


La Spiaggetta di Cardedu (Sardinien)
[31. Juli 2017]


Cala Goloritzè (Sardinien),
nur vom Meer her (per Boot) erreichbar oder über eine
1.5-stündige Wanderung von der 500 m höher gelegenen Hochebene
[23. Juli 2017]


















Wir wurden alle verklagt!


[Quelle: campact]

Derzeit verhandelt ein Schiedsgericht, ob Deutschland dem schwedischen Energie-Riesen Vattenfall eine fette Entschädigung für den Atomausstieg zahlen muss. Gegen diese Paralleljustiz für Konzerne – enthalten auch in TTIP und CETA – haben in den letzten Jahren Millionen Menschen in Europa protestiert. Sie wollen nicht, dass wir Schadensersatz zahlen müssen für Entscheidungen, die gut für's Gemeinwohl sind. Am Beispiel Fukushima lässt sich ablesen, dass Konzerne im Zweifelsfall Risiken eher (systematisch?) unterbewerten und im Haftungsfall unfähig sind, für entstandene Schäden aufzukommen.

Man reibt sich die Augen: trotz der breiten Kritik will / wird die EU-Kommission jetzt die Klagemöglichkeiten für Konzerne sogar noch ausweiten!

Hierzu verhandelt die EU derzeit mit rund 20 Staaten bilaterale Handelsabkommen – und alle sollen den Investoren aus diesen Ländern neue Sonderklagerechte gewähren. Mehr noch: Die EU-Kommission unter ihrem Chef Jean-Claude Juncker will einen internationalen „Gerichtshof“ für Investoren errichten. „Gerichtshof“ klingt nach Rechtsstaat... – was der Name verspricht, hält die Realität aber nicht ein: Klagen können ausschließlich die (ausländischen) Investoren. Umgekehrt können sie selbst (z.B. von EU-Staaten) nicht verantwortlich gemacht werden, wenn sie Menschenrechte verletzen oder die Umwelt zerstören.

Die EU-Kommission will die umstrittene Paralleljustiz aus TTIP und CETA zementieren: ein Exklusiv-Gericht für (übrigens nur ausländische) Konzern-Klagen. Die undemokratische Paralleljustiz soll Teil jedes weiteren Handelsabkommens werden. Unternehmerisches Risiko? Abgeschafft. Soll doch die Gesellschaft zahlen, wenn sie unbedingt Klima, Umwelt, Arbeit oder die Zukunft sichern will. Nach dem Motto: ist der demokratische Wähler doch selber schuld! Wir brauchen keine Festschreibung der Paralleljustiz für Konzerne, sondern deren Ende. Wer in Deutschland Geschäfte macht, sollte auch der deutschen Gerichtsbarkeit unterliegen.

Herr Juncker: kein Exklusiv-Gericht für (ausländische) Konzerne!

Wenn auch Sie die Pläne der EU-Kommission zur Einrichtung eines "Multilateralen Investitionsgerichtshofs" ablehnen:


















Szenario crazy. Mein Beitrag.


[Quelle: NASA]

Vor zwei Jahren schrieb die NASA: “Das Jahr 2014 war das wärmste auf der Erde seit den ersten Klimaaufzeichnungen vor 134 Jahren.” Letztes Jahr schrieb die NASA: “2015 war das wärmste Jahr, das jemals auf der Erde gemessen wurde, und der Rekord war nicht einmal knapp.” 2016 ist nun das dritte Jahr in Folge mit der weltweit höchsten Durchschnittstemperatur auf der Erdoberfläche seit den ersten Klimaaufzeichnungen in 1880. Die Grafik oben zeigt keine absoluten Temperaturen, sondern die Temperaturveränderung, also wie viel kälter oder wärmer es in einer Region der Erde geworden ist seit bzw. im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 1951 bis 1980.


[Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur. Quelle: Süddeutsche Zeitung]

»Wir erwarten nicht jedes Jahr ein Rekordjahr, aber der anhaltende Trend zur langfristigen Erwärmung ist klar. Die durchschnittliche Oberflächentemperatur des Planeten ist seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert um 1.1°C gestiegen - eine Zunahme, die hauptsächlich durch Kohlendioxid- und andere menschengemachte Emissionen in die Atmosphäre verursacht ist. Der Löwenanteil der Erwärmung geschah dabei in den letzten 35 Jahren...«   [Gavin Schmidt, Director des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA]


[Globale Temperatur Anomalien 2016, Quelle: NASA]


Der Klimawandel geschieht genau jetzt. Welche Verantwortung habe ich?
Dr. Dirk Notz vom Max-Planck-Institut für Meteorologie, zeigte 2016 in einer Studie [Science], wie unser jährlicher CO2-Ausstoß mit dem Schmelzen des arktischen Meereis zusammenhängt: mit jeder Tonne CO2, die ein Mensch irgendwo auf dieser Erde freisetzt, verschwinden etwa drei Quadratmeter arktisches Sommereis.
Das heißt, mein Beitrag:

Autofahrt (Mittelklassewagen ) über 2000 km   1 m2 Eis abgeschmolzen
Hin- und Rückflug Frankfurt - San Francisco   5 m2 Eis abgeschmolzen
8-tägige Kreuzfahrt 3 t CO2 9 m2 Eis abgeschmolzen
deutscher Bundesbürger durchschnittlich
pro Jahr (laut Umweltbundesamt)
11,9 t CO2 36 m2 Eis abgeschmolzen

Das arktische Sommereis hat für das Klima eine besondere Bedeutung: es reflektiert einen Großteil des Sonnenlichts und hält so im Sommer die Nordhalbkugel (noch) vergleichsweise kühl. Sollten in Zukunft noch 1000 weitere Gigatonnen CO2 ausgestoßen werden, wird es laut dieser Studie im September kein Meereis mehr in der Arktis geben. Das wird wohl schon Mitte des Jahrhunderts (in einer Generation) der Fall sein...


[Spiegel Online, 3.11.2016]



Rückzug des arktischen Eispanzers

Größe der Fäche, die mit mindestens 15% Meereseis bedeckt ist (in Mio. km2)


[National Snow and Ice Data Center, University of Colorado, März 2017]




[Living Planet Report 2016, WWF, 27.10.2016]

Zu den vielen Disziplinen, in denen wir Deutsche Weltmeister sind, gehört die Fähigkeit, sich ein fantastisches Umweltbewusstsein einzubilden. Sind wir nicht das Volk, das als einziges eine Energiewende beschlossen hat? Wer sonst noch hat eine Klimakanzlerin? Ist das Wort "Mülltrennung" nicht eine Schöpfung, die geradezu unseren Nationalcharakter beschreibt? [Detlef Esslinger in Die Ökokiste, Süddeutsche Zeitung, 2. Juni 2017] Doch - reicht es, (im Winter) Bio-Erdbeeren zu kaufen, das Altglas (mit dem Auto?) zum Glascontainer zu fahren und den CO2-Ausstoß für den Wochenendtrip nach Barcelona mittels atmosfair zu kompensieren?

In seiner Enzyklika "Laudato Si" stellt Papst Franziskus fest, dass wir unfähig seien, unseren unmittelbaren Interessen eine Grenze zu setzen. Inzwischen ist jedes Jahr Anfang August der Tag erreicht, an dem die Ressourcen verbraucht sind, welche die Erde innerhalb eines Jahres reproduzieren kann (Earth Overshoot Day). Vor nur 30 Jahren war er noch kurz vor Weihnachten... Wie lange können wir uns noch darüber freuen, dass die Windschutzscheibe inzwischen fast insektenfrei bleibt?


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Biogas-Zertifikat















Gute Vorsätze 2015 / 2016 / 2017
















Mönchbruch, Sylvester 2016



Mönchbruch, Sylvester 2016

Sylvester 2016 im Mönchbruch


















Climate Change


















UNO-Flüchtlingshilfe: Mehr als ein Zelt


Faire Wirtschaftspolitik und Entwicklungshilfe!

»Wir wissen, dass sich die Menschen extremistischen Gruppen nicht anschließen, wenn sie sich ernähren können.«
[David Beasley, Republikaner, von Donald Trump im April 2017 zum Chef des World Food Programms der Vereinten Nationen berufen]

Neben Krieg sind oft externe Faktoren die Ursache für Flucht: da ist nicht nur die Klimakrise, da ist insbesondere auch eine unfaire Wirtschaftspolitik.

»Einen Menschen in Syrien zu ernähren, kostet 50 Cent. Denselben Menschen in Berlin, Frankfurt oder London zu ernähren, kostet 50 Euro. Die Kosten sind das Hundertfache.«
[David Beasley, Republikaner, von Donald Trump im April 2017 zum Chef des World Food Programms der Vereinten Nationen berufen]













Firefox Logo

Stirbt der kleine David? Oder: in welchem Internet wollen wir leben?

Die Mozilla-Foundation lässt sich von Offenheit, Innovation und Chancen im Internet leiten. Als Interessenvertretung für ein freies Internet, für Datenschutz und gegen Monopolisierung und Überwachung verdient sie unsere Unterstützung!

Zu den Prinzipien der Non-Profit-Organisation zählen:






»Mozilla ist ein großes Experiment. Mozilla ist der Test,
ob eine gemeinnützige Organisation zum Wohl der Öffentlichkeit bessere Produkte bauen kann als die bestgeführten Firmen der Welt.«
[Nick Nguyen, Mozilla Produkt-Chef]

»Die Menschen interessieren sich hier zwar mehr für Datenschutzfragen, aber sie verhalten sich nicht danach. Ein offenes Netz gehört vielen, ein geschlossenes einigen wenigen. In einem offenen System hat die Mehrheit eine Chance. Heute bestimmt eine Minderheit, wie es der Mehrheit geht im Netz.«
[Mitchell Baker (*1957), Juristin und Leiterin der Mozilla-Stiftung]

»Wir nutzen die Smartphones, als gäbe es kein Morgen...«
[Yvonne Hofstetter, 2016]


Lesen Sie die Mission von Mozilla und das Mozilla-Manifest.


Natürlich gibt es Firefox auch für iOS und Android... ;-) Es gibt nichts Gutes, außer man tut es. Jetzt Firefox an Smartphone / Tablet senden



Suchmaschinen: Qualität versus Datenschutz versus Kosten

Was wäre ein Web-Browser ohne die Suche im Netz? Für die großen Suchmaschinen-Unternehmen - Google, Bing und Yahoo - ist Datenschutz in erster Linie als Marketing-Floskel relevant. Trotzdem: über 90% der Deutschen nutzen Google. Why?

MetaGer Die gemeinnützige Meta-Suchmaschine MetaGer finanziert sich größtenteils durch Spenden und wird in Kooperation mit der Universität Hannover entwickelt. Die Meta-Suchmaschine konsolidiert die Ergebnisse aus ca. 20 bis 30 Suchmaschinen (darunter auch eine Reihe von eigenen Crawlern und Indexern) und hat sich dem Schutz der Privatsphäre verschrieben: MetaGer speichert keine personenspezifischen Daten wie IP-Adresse oder Browser-Fingerprints und verzichtet auf Nutzer-Tracking (etwa über Cookies). Die Server von MetaGer stehen ausschließlich in Deutschland.

Logo StartPage wird von der niederländischen Surfboard Holding B.V., betrieben und leitet die eingegebenen Suchanfragen anonymisiert an Google weiter.


DuckDuckGo Auch DuckDuckGo ist eine Suchmaschine, die keine IP-Adressen speichert, keine Informationen über Besucher protokolliert und Cookies nur verwendet, wenn sie absolut notwendig sind. Ihre Verbreitung ist nach Bekanntwerden des Überwachungsprogramms PRISM der US-amerikanischen NSA stark gestiegen. Ab iOS 8 ist es möglich, DuckDuckGo als standardmässige Suche für iPhone und iPads einzustellen (ggf. also einfach das Betriebssystem updaten). Im Internet-Browser Safari unter Mac OS X ist DuckDuckGo als Standardsuche eingestellt. Auch mehrere Linux-Distributionen verwenden DuckDuckGo als Standardsuchmaschine, darunter die für den Mini-Computer Raspberry Pi. In China ist die Suchmaschine von Staats wegen blockiert. Deutsche Firefox-Benutzer hingegen kostet es gerade mal einen Klick... Für Android und iOS gibt's DuckDuckGo als App.

Suchmaschinen ohne User-Tracking im Überblick

Ziel ist, das digitale Wissen der Welt ohne Bevormundung durch Staaten oder Konzerne frei zugänglich zu machen ("De-Monopolisierung des Netzes"). Weil keine personenspezifischen Daten sitzungsübergreifend gespeichert werden (keine IP-abhängige Filterung, Stichwort "Filterblase"), lieferen diese - im Unterschied zu den großen Suchmaschinen wie Google oder Yahoo/Bing - keine personalisierten Suchergebnisse, d.h. für alle Nutzer sind die Suchergebnisse gleich.

Fazit

Am Ende sind immer drei Aspekte beteiligt, die in einem natürlichen Spannungsverhältnis stehen: die fachliche Qualität, der Datenschutz und die Kosten:

Hier geht es um das strategische Thema „freies/offenes Internet“ (Stichwort „Filterblasen“) und das steht natürlich in einem Spannungsverhältnis zur kommerziellen Verwertung durch (möglichst zielgenaue) Werbung…


»In einer Welt des ständigen Wandels
ist der einzige nachhaltige Wettbewerbsvorteil
des Tempo, in dem wir lernen.«
[Rolf Schrömgöns]

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[27. Oktober 2016]












Wasser - Lebensmittel Nr. 1

Noch in den 1960er Jahren war es völlig selbstverständlich, Leitungswasser zu trinken. In Italien und Frankreich wird es teilweise noch heute am Tisch zu Speisen und zum Wein gereicht. Stilvoll in einer Glaskaraffe. Kostenlos. Dann kam die Getränkeindustrie. Ihr aggressives Marketing kam einer Gehirnwäsche gleich...


Rohstoff Wasser. Es ist schon befremdlich, im Dokumentarfilm "Bottled Life - Das Geschäft mit dem Wasser" die Tank-Lkws von Nestlé zu sehen, wie sie jeweils 5000 bis 6000 Liter Leitungswasser aus den Bergen (für in Summe gerade einmal 15 US $!) in die Stadt karren, wo es dann in Plastikflaschen verpackt wird und anschließend in die ganze Welt weitertransportiert wird. Am Ende stehen Menschen, die bereit sind, für einen Hunderte Kilometer gereisten Liter "Lifestyle" mehr als einen Dollar zu zahlen... Der Film von Res Gehringer und Urs Schnell gewann den Herbert Quandt Medienpreis 2013.

Schleppst du noch oder zapfst du schon? Leitungswasser ist das am strengsten kontrollierte Lebensmittel. In der Stadt Pfungstadt kommt das Leitungswasser - es sollte eigentlich besser Brunnenwasser genannt werden - aus Brunnen von bis zu 100 m Tiefe. Es braucht keine Nachbehandlung, insbesondere kein Chlor, es hat ausgezeichnete Analysewerte, die es mit dem sogenannten "Mineralwasser" aus dem Handel locker aufnehmen. Schüler der Friedrich-Ebert-Schule Pfungstadt führten im Juli 2016 ein Projekt zum Thema Leitungswasser versus Plastikflaschenwasser durch: sie ließen Mitschüler auf dem Schulhof - blind - Wasser verkosten. Vier Wässer aus dem Handel traten an gegen das Pfungstädter Brunnenwasser. Plakate verglichen Kosten, CO2-Verbrauch und Mineraliengehalt. Jede Schülerin / jeder Schüler, die/der bei der Wasserverkostung mitmachte, setzte am Ende jeweils einen Punkt für dasjenige Wasser, welches ihr/ihm am besten schmeckte. Und siehe da...


Transportkilometer im Vergleich
 

Wesentliche enthaltene Mineralien im Vergleich
 

Preisvergleich: angegeben ist jeweils der Faktor, um den das jeweilige Wasser
teurer als Pfungstädter Brunnenwasser (= 0,16 Cent je Liter) ist




Genuss ohne Beigeschmack. Jeder von uns ist beteiligt: durch unser Verhalten definieren wir für andere, was "normal", was "angesagt" ist. Jeder von uns bewirkt also "etwas".

Wenn ich Brunnenwasser trinke, hoffe ich, daran mitwirken zu können, dass in der Zukunft

Einfach toll, dass in der Zukunft immer mehr Menschen wieder das Gute im Brunnenwasser kosten, schätzen und genießen! Sonst könnte es geschehen, dass die heutigen harschen Standards gelockert werden, um der Intensivst-Fleischindustrie zu erlauben, unsere Böden mit noch mehr Gülle zu fluten. Die Welt, in der wir leben, ist die Welt, in der wir konsumieren...

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[25. Oktober 2016]












Kein Geschenk für die Atom- und Kohleindustrie!

Bürgerinnen und Bürger ersetzen die Atomkraft in Deutschland durch Wind- und Solarenergie: eine weltweit bestaunte Erfolgsgeschichte! Jetzt könnte sie ein jähes Ende finden. Zurzeit überarbeitet die Regierung das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Die günstige Windenergie soll beschnitten werden, um Kohle und Atomstrom - i.e. die großen Energiekonzerne - zu fördern. Die Regierung riskiert damit nicht nur zehntausende Arbeitsplätze ... und den Klimaschutz. Wenn der Ausbau der Erneuerbaren erst einmal stockt, wird es nicht lange dauern, bis die ersten Kassandra-Rufer fordern, die schmutzigen Meiler von RWE, Eon und Co. müssten länger laufen dürfen... Am Donnerstag, 12.5.16, treffen sich die Ministerpräsidenten der Länder mit Kanzlerin Angela Merkel zu einer Sonderkonferenz, um sich auf das neue Gesetz zu einigen. Dies ist womöglich die letzte Chance, diesen Angriff auf die Energiewende abzuwehren. Stimmen auch Sie dafür, dass jährlich weiterhin deutlich mehr als 2.500 Megawatt Windenergie an Land hinzugebaut werden dürfen und dass Bürgerenergieprojekte bis zu 18 Megawatt von der Ausschreibungspflicht ausgenommen werden:



Nachtrag: die geplante Novelle zum EEG hat inzwischen leider den Bundestag passiert: die Windkraft in Deutschland wird deutlich gestutzt. Die "Klima-Kanzlerin" Angela Merkel (CDU), Vizekanzler Sigmar Gabriel (SPD) und die Regierungschef/innen der Länder waren sich darin einig, sich lieber einig zu sein - selbst um den Preis der Erneuerbaren Energien. Eine Studie der Hochschule für Technik und Wirtschaft, Berlin, kommt zu dem Schluss, dass die Pariser Klimaschutzziele so nicht erreicht werden könnten. Die Energiewende am Ende...?

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[Mai 2016]












Über den Wolken...




Blick von der Hafelekarspitze über Innsbruck
 

Seegrubenspitze
 

Blick von der Zugspitze [2962 m ü. NN] gen Osten.
Etwa in Bildmitte der Großglockner [3798 m] in 130 km
und der Großvenediger [3657 m] in 108 km Entfernung
[7. Januar 2016]





In seinem Buch AUFBRECHEN fordert Gunter Dueck eine neue Bildungskultur, Studium für alle, eine Exzellenzinitiative für Deutschland, einen Kulturwandel in Richtung Y-Gesellschaft.

Unbelehrbare Inkompetenz und graues Mittelmaß haben keine Chance mehr, die Wissensgesellschaft braucht multikompetente Menschen, die wissen, was sie können, und die vor allem wissen, was sie können müssen und wollen.
[Gunter Dueck, 2010]

In seiner Kolumne vom Januar 2016 formuliert er nun das:


Manifest für Agile Erziehung

Wir erschließen bessere Wege, Menschen zu entwickeln, indem wir es selbst tun und anderen dabei helfen. Während dieser Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.

Ja! Ich denke, dieses Manifest für Agile Erziehung würden so ziemlich alle Lehrer/innen sofort unterschreiben. Und vor allem: seine Ideen werden - meiner bescheidenen Erfahrung nach - in der Schule bereits gelebt! Soweit es eben geht...

Spannender als die Freude über ein gefühltes "Wir" in der Meinung über gewünschte zukünftige Grundauffassungen von Bildung wären konkrete Schritte heute. Wir könnten ja z.B. in jedem Schuljahr die Eltern fragen, ob ihre Kinder in diesem Schuljahr Noten bekommen sollen. Und all diejenigen Kinder, deren Eltern unterschreiben, erhalten von mir nur noch Lernfortschrittsberichte. Jedes Kind erhielte seine Erfolge schwarz auf weiß. Ich müsste nicht mehr alle über einen Kamm scheren. Viel Zeit mit erwartbaren Diskussionen über die Gerechtigkeit bei der Notenvergabe wäre gespart.

Ob dieser Zeitgewinn allerdings schon ausreicht, um 24 bis 30 Kinder individuell im Unterricht bei ihren projektartigen Arbeiten (je nach eigenem Kenntnis- und Kompetenzprofil) zu begleiten und zu fördern, so wie ich es mir wünsche, da bin ich mir nicht so sicher... Neue Schulen mit Lerninseln, mit kleineren oder verzweigten Unterrichtsraumflächen, die mehr als 1,2 qm Fläche pro Schüler bieten, wären auch schon ein guter Anfang. Die Realität sieht leider anders aus. In Hessen wurde das Betreuungsverhältnis für die Oberstufe gerade mal wieder gekürzt. Ein großartiger Schritt in die richtige Richtung wäre auch, wenn wenigstens die Kinder mit sonderpädagogischer Förderbedarf mehr als 5 bis 6 Schulstunden individuelle Begleitung (pro Woche) erhielten... Wohin man auch schaut: ob bei den Ressourcen der Schulleitungen (die die Innovation antreiben müssen), ob bei den Mitteln für Schulentwicklung und Fortbildung: das Bildungssystem wird als Kostenblock gemanagt ("jedes Jahr 10% Kosteneinsparung!").

Am Ende geht es m.E. um die Wertigkeit von Bildung in unser Gesellschaft [= "wir"! - Was ist das noch einmal?]. Am Ende geht es um die Frage, ob unsere Gesellschaft - ähnlich wie in der Flüchtlingsfrage - bereit ist zu teilen, d.h. (1) vom eigenen HEUTE abzugeben (ok, ich weiß nicht, vielleicht geht es ja auch ohne Steuererhöhungen, z.B. mittels eines europäischen Bildungsfonds, für den Herr Draghi das Geld druckt?) und (2) zu investieren in junge Menschen, die IN ZUKUNFT Deutschland ausmachen. Studien wissen ja schon lange, dass Glück und Erfolg im Leben schon sehr früh messbar sind: nämlich daran, ob Kinder Wünsche sofort befriedigen oder ob sie sich den Lustgewinn ein wenig aufsparen können. Fragen wir uns: ist es Stand heute eine LUST, in das zukünftige Glück Deutschlands (anstelle in sich selbst) zu investieren? Kann man von einem Politiker allen Ernstes erwarten, dass er seinen Wählern erklärt, dass es besser ist, wenn er ihnen heute etwas wegnimmt? (U.U. einem kinderlosen Menschen?) Welcher Wähler wäre bereit, ihn trotzdem zu wählen?

Wir brauchen Fernsehminuten, die fühlen lassen, dass Geben glücklicher macht als Nehmen, dass wir als Gesellschaft uns erfolgreich entwickeln, Fernsehminuten gegen die Angst, Fernsehminuten, die Vertrauen in die Zukunft wachsen lassen. Fernsehminuten, die zeigen, wie es geht und was man konkret tun kann. Fernsehminuten für einen Zukunftsfond Deutschland, in den jeder jederzeit steuerfrei einzahlen kann. Meinetwegen gegen ein Zertifikat, dass man auf facebook einstellen kann... Meinetwegen mit Abstimmungsrecht bei der Priorisierung der einzelnen Ausgabenposten des Fonds. Was wir haben, sind jede Menge Fernsehminuten, die die Abwehrreflexe gegen das Neue dokumentieren… Wenn aber die Bundesregierung ein solches Werbefernsehen für das zukünftige Deutschland nicht beauftragt - wo ist die Stiftung, die diese Werbung schaltet? Jeden Tag , auf allen Sendern, parteiübergreifend? Machen wir agile Erziehung zum gesellschaftlichen Thema! Gründen wir agile Schulen - heute! Ich wette: die Lehrkräfte unserer Schulen würden sich in Scharen dort bewerben! Fragen wir doch die Lehrkräfte selbst, was sie für's Gelingen der agilen Erziehung brauchen bzw. sich wünschen. (Demonstrieren dürfen sie ja nicht, auch wenn sie es öfters gern würden.) Hören wir einander zu. Vielleicht bekämen in der agilen Schule sogar alle Schülerinnen und Schüler etwas zu essen! Heute, im 21. Jahrhundert in Deutschland, haben in der 7. Stunde, nach der Mittagspause, in vielen Klassen 50% der Schülerinnen und Schüler noch nichts gegessen. Kein Mittagessen. Kein Frühstück. (Naja, ok, vielleicht haben sie sich Chips gekauft.) Und jetzt wollen wir mal Mathematik lernen... Auf der grünen Wiese gelingt Innovation leichter. Und schon in 20 Jahren, da bin ich mir sicher, wenn mal wieder ein neues staatliches Schulgebäude gebaut werden muss, wird man sich einiges von der agilen Schule abgucken.

»Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf.«
[afrikanisches Sprichwort]

Wie wäre es mit einem

Manifest für eine agile Gesellschaft

Wir erschließen bessere Wege, unsere Gesellschaft zu entwickeln, indem wir gute Dinge selbst tun und anderen dabei helfen. Durch diese Tätigkeit haben wir diese Werte zu schätzen gelernt:

Das heißt, obwohl wir die Werte auf der rechten Seite wichtig finden, schätzen wir die Werte auf der linken Seite höher ein.



Individualiät UND Gemeinschaft

Am Ende sehe ich: INDIVIDUALITÄT, individuell fördern und sich entwickeln, agile Erziehung, geht nicht ohne ein starkes Wir-Gefühl, ein Vertrauen in eine GEMEINSCHAFT. Eine Gemeinschaft, die ihrer Verantwortung für den einzelnen, für jeden einzelnen, auch den zukünftigen, gerecht wird. Eine Gemeinschaft, die jedem einzelnen erst einmal vertraut (dass er seinen Beitrag - je nach eigenen Kräften - am Ende leisten wird). Eine Gemeinschaft, die man nicht einfordert, die man nicht anruft, sondern eine Gemeinschaft aus Ichs, die (je individuell) tun, vertrauen, gerecht werden. Für den gemeinschaftlichen Erfolg. Teamgeist! Kooperatives Verhalten! (Gibt es sogar bei den Affen, habe ich gehört.) Ein unglaublicher Spagat. Aber wir müssen beides parallel entwickeln, Individualität und Gemeinschaft. Online wie offline. Wirkt nicht die Diskussion um das bedingungslose Grundeinkommen in diese Richtung? (Gegenseitiges Vertrauen!) Oder die um das Wahlrecht ab 0 Jahren? (Gerechtigkeit für die Kleinsten!) Joseph Beuys? (Tun! Heute anfangen!) Keine Noten (außer, zur Selbststeuerung, bei den verbindlichen Leistungsnachweisen) und dafür Aufnahmeprüfungen an den Unis!

Das Bildungssystem ist der Spiegel der Gesellschaft.

Viele Lehrkräfte arbeiten heute übrigens auch deshalb Teilzeit, weil dieser Job extrem anstrengend ist - und sie ihre persönlichen Qualitätsvorstellungen, ihren eigenen Anspruch bei einer Vollzeitstelle nicht umsetzen könnten. Eine Gehaltserhöhung erhielten Lehrer in Hessen übrigens in den vergangenen Jahren nicht (im Gegensatz zu den regelmäßigen Rentenerhöhungen).










Scheinriesen

Im Kinderbuch „Jim Knopf und der Lokomotivführer“ von Michael Ende (1962) erschrickt Jim in der Wüste vor einem Riesen, der so riesig ist, dass die hohen Berge neben ihm ganz klein scheinen. Er will sogleich die Flucht ergreifen. Doch Lokomotivführer Lukas schlägt vor, den Riesen erst einmal kennenzulernen, und winkt ihm freundlich zu. Welch ein Erstaunen! Je näher der Riese kommt, desto kleiner wird er! Herr Turtur ist ein „Scheinriese“: je weiter man von ihm entfernt ist, desto größer "scheint" er...

Am 26. April 1937 legte die deutsche Luftwaffe die baskische Stadt Gernika in Schutt und Asche - in Unterstützung des Francos-Regimes im spanischen Bürgerkrieg. Unter dem Schock und dem Entsetzen über die Unmenschlichkeit organisierte Leah Manning, britische Labour-Abgeordnete und angesehene Erzieherin, noch im Mai desselben Jahres humanitäre Hilfe: sie evakuierte an die 4.000 Kinder, zwischen 5 und 15 Jahren alt, aus dem Baskenland um sie vor der Gefahr, Opfer des Krieges zu werden, zu retten. Die Kinder wurden mit dem Schiff nach Southhampton gebracht, von wo sie auf Familien in England, Wales und Schottland verteilt wurden. Nach dem Krieg wurde die Mehrheit der Kinder zurückgeführt. Und heute...?

Oder: waren nicht unzählige Deutsche zur Flucht gezwungen - gerade mal vor 75 Jahren?

Oder: was ist mit dem deutschen Wirtschaftswunder in der Nachkriegszeit, das auf den Zuzug von Arbeitskräften angewiesen war? Und hat Deutschland nach dem 2. Weltkrieg nicht auch all die Flüchtlinge aus dem Sudentenland etc. verkraftet? Ist in Deutschland eine Entwicklung vollkommen undenkbar, die im Schmelztiegel Nordamerika zu einer unvorstellbar erfolgreichen Entwicklung führte, zu beispielsloser Innovationskraft und Reichtum? Wird Pluralität in Deutschland etwa als Hemmschuh gesehen? Auch: nirgends in Europa gibt es - Stand heute - einen so hohen Anteil von Senioren an der Gesamtbevölkerung wie in Deutschland. Braucht Deutschland die Verjüngung nicht dringend, sofern auch die Baby-Boomer noch eine nennenswerte Rente beziehen wollen...? Tun wir genug dafür, dass die Neuankömmlinge rasch die deutsche Sprache lernen? Tun wir genug dafür, dass sie eine Ausbildung erhalten und selbständig leben können?

»Den meisten Menschen fehlt es nicht an Werten. Aber sie lassen sie nur für Gruppen gelten, denen sie sich zugehörig fühlen. Diese inneren Grenzen gilt es zu überwinden, um grenzüberschreitende Probleme zu lösen. Greueltaten etwa im Krieg sind immer dann möglich, wenn ein Austausch der Perspektiven unmöglich erscheint und es am Grundwert der Fürsorge - erweitert um Güte, Wohlwollen und Liebe - fehlt. Europas Flüchtlingskrise zwingt uns, über unseren nationalen, kulturellen und religiösen Tellerrand zu blicken und uns in die Lage der Flüchtlinge hineinzuversetzen.« [Dennis J. Snower, Ökonom, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft, Kiel, in: Süddeutsche Zeitung, 31. Oktober 2015]

Ach ja, und... wie genau, bitte, soll eigentlich die Alternative aussehen? Hohe Mauern (... ja, um was genau eigentlich?), Stacheldraht und Schießbefehl? Wer die deutsch-deutsche Grenze noch kennt, wird nicht fassen können, dass sich Menschen - freie Bürger - so etwas aus freien Stücken als Wirklichkeit wünschen. Womöglich ist wohl gemeint, dass uns Griechenland und Italien einige ihrer Inseln zur Verfügung stellen (da kaum freiwillig: vermutlich gegen eine hohe Prämie), auf denen man dann die Menschen stapeln könnte. (50 Jahre später, um das Jahr 2070 herum, wird dann vermutlich wieder niemand von diesen menschenunwürdigen Lagern gewusst haben wollen.) Aber auch im Inneren eines solchen europäischen Stacheldraht-Käfigs würde es ungemütlich: würde nicht womöglich ein sich bald immer autoritärer gebärdendes Regime Hetzjagden veranstalten auf alle "verdächtigen" Menschen, die die falsche Hautfarbe haben? Und Menschen anfangen, ihren Nachbarn Boateng zu denunzieren? Menschen, die mit Flüchtlingen Mitleid haben, werden als Kollaborateure verunglimpft? Ein Polizeistaat mit Versammlungsverbot, totaler Überwachung etc. - aus Sorge vor terroristischen Attentaten...?

Warum bloß all das viele Geld dafür nicht jetzt und sofort investieren in diejenigen Länder, aus denen die Menschen flüchten? Z.B. schlicht durch faire Handelsbeziehungen (anstelle von systematischer Benachteiligung) und auch endlich durch ernsthaften Kampf der Klimakrise - die schließlich viele der Probleme verursacht (und die wir reichen Länder verursacht haben)? Am Ende steht die Erkenntnis, dass man nicht in Frieden prosperieren kann, wenn man nicht auch bereit ist, den Wohlstand einigermaßen fair zu teilen. (Ein Prinzip, das auf nationaler Ebene - zwischen "arm" und "reich" - längst anerkannt ist.) Der Blick auf's Ganze lässt Zusammenhänge sichtbar werden. Suchen wir Alternativen - z.B. zu Gas und Öl: Devisen, mit denen - wohin man auch schaut - Kriege und Repression finanziert werden! Übernehmen wir Verantwortung! Lernen wir teilen! Global denken und gemeinsam mehr erreichen. Schützen und entwickeln wir diesen einen kleinen Planeten Erde. Das scheinhomogene nationale Kollektiv ist eine Fiktion, die vom menschlichen Bedürfnis nach Zugehörigkeit genährt wird. Sich als Weltbürger zu fühlen ist vielleicht unbequem. Angst bereitet es nur dem Pessimisten...


[Quelle: zeitzuender]
»Universelle Rechte erkennen die Gleichheit und Würde aller Menschen an und transzendieren damit die unvermeidliche humanitäre und auch politische Borniertheit jeder nationalen demokratischen Gemeinschaft. Die Universalität ist längst mehr als nur ein Rechts- und Moralprinzip, sie existiert de facto. Trotzdem zieht die Vernetzung durch ökonomische Ströme, durch ökologische Risiken und Ressourcenkämpfe, durch kosmopolitische Vermischung, durch den bis in entferntesten Winkel geteilten way of life, durch militärische Interventionen und grenzüberschreitende Tragödien, überhaupt durch geopolitische Verantwortlichkeiten viel zu wenige normative und mentale Konsequenzen nach sich. (...)

Für Demokratien ist das Fremde konstitutives Element ihres inneren Zusammenhalts. Selbst wenn wir ganz unter uns sind - sind wir Mitbürger und Fremde. Demokratien müssen mehr als bisher dazulernen. Voraussetzung dafür ist, die Idee der "zivilen Nation" zu akzeptieren, die schon die Französische Revolution hervorbrachte: sie ist nicht auf Blutsbanden gegründet, sondern auf stets neu zu verhandelnden Werten und Zusammengehörigkeiten.«   [Andreas Zielcke (*1943 Königsberg, lebt in München), Süddeutsche Zeitung, 30. Oktober 2015]










Was gibt's denn da zu gucken?


Foto: celila, freepik

SZ: Warum will der Mensch überhaupt so viel wissen?

Markus Gabriel: Weil die Welt für uns offen ist, wir kennen ihre Grenzen nicht. Und wir wollen diese Lücke unbedingt füllen, mit Informationen oder Dingen. Egal, ob das jetzt ein neues Auto ist oder eine Nachricht von Freunden - wir wollen, dass die Offenheit aufhört. Weil wir dann endlich etwas Bestimmtes sind.

SZ: Und diese Sehnsucht treibt uns auch dazu, ununterbrochen Online-News und Facebook-Posts zu verfolgen?

Markus Gabriel: Genau. Das tägliche Sammeln von Informationen dient der Erzeugung von Sicherheit.

SZ: Wir wollen eben informiert sein.

Markus Gabriel: Um Information geht es längst nicht mehr. (...) Uns treibt die Hoffnung auf die ultimative Nachricht. Lieber wäre uns doch der sofortige Alienangriff oder der plötzliche totale Klimawandel, als dass wir ertragen, wie alles banal und alltäglich weitergeht. (...) Den Gedanken finden Sie sogar schon bei Aristoteles. Der hat gesagt, dass die Menschen sich lieber etwas Schreckliches ansehen, als gar nichts zu sehen.

[Professor Markus Gabriel, Universität Bonn, spezialisiert auf Erkenntnistheorie, im Gespräch mit Max Fellmann und Till Krause, Süddeutsche Zeitung Magazin 13, 2015: Was gibt s denn da zu gucken?]

SZ: Warum ist die Unruhe überhaupt so verlockend?

Ralf Konersmann: Weil sie von sich selbst ablenkt. Es gibt Dinge, die wir nicht wahrhaben wollen, da präsentiert sich die Unruhe als ideale Alternative. Sie tritt eben nicht als Unruhe in Erscheinung, sondern als verlockendes Angebot nach dem Motto: schau mal, das könnte dich interessieren. In allen Lebenslagen und unter allen Umständen drängt uns die Unruhe vom Wirklichen zum Möglichen, vom Wie-es-ist zum Wie-es-sein-könnte.

Die Unruhe sichert uns zu, dass es irgendwann besser wird. Viele politische Ideologien setzen auf Veränderung, ohne sie genau zu erklären.

[Professor Ralf Konersmann, Direktor des philosophischen Seminars der Universität Kiel, im Gespräch mit Tobias Haberl, Süddeutsche Zeitung Magazin, 17. Februar 2017]

»Sie sind alle nicht da,
abgestoßen vom Hier, auf der Flucht,
im Zwischenreich, auf dem Wege,
zerstäubt in einem Schwarm der Aufmerksamkeiten,
in einem dezentrierten Leben.«
[Roger Willemsen, in: Wer wir waren - Zukunftsrede, 2016]

»Niemand wird mehr als wir die Ruhe ersehnt
und die Unruhe geliebt haben.«
[André Gide]

»So eile denn in Frieden.«
[Johann Christian Friedrich Hölderlin, 1800]










Steuern!


ZVAB medimops OTTO vertbaudet CONRAD YAKO-O terrashop


Mehr:









7 Milliarden Menschen.

Wenn ich helfe, die ärmsten Kinder zu retten -
leiste ich damit nicht der Bevölkerungsexplosion Vorschub?






Hans Rosling /

zeigt:
Das Gegenteil
ist richtig.




Das Bevölkerungswachstum stoppt erst,
wenn wir damit beginnen,
die ärmsten Kinder zu retten.
Und: jedes Jahr zählt!
[Video]












Weiher, Schloss Adolphseck








Diese Kerze brennt für die über 1500 Opfer des Gaza-Krieges und die über 100.000 Menschen, die obdachlos wurden.




Menschenrechts-Logo

Es ist an der Zeit, STOPP zu sagen zu einer Politik, die


»Die Religion rechtfertigt nicht den Scheiterhaufen,
der Vaterlandsbegriff rechtfertigt nicht den Massenmord,
und die Wissenschaft entsündigt nicht die Tierfolter.«
[Berta von Suttner, 1898]


»Aus einem politischen und moralischen Dilemma hilft keine Abkürzung des Denkens. Ein gutes Gewissen ist manchmal allein der voreilige Vorzug einer bequemen Position.«
[Carolin Emcke, in der SZ vom 18.10.2014, auf die Konflikte Ukraine/Russland, Gaza/Israel, in Syrien, Irak, Hongkong u.a. gemünzt]



Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (Auszug)


Artikel 1

Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geist der Brüderlichkeit begegnen.

Artikel 2

Jeder hat Anspruch auf die in dieser Erklärung verkündeten Rechte und Freiheiten ohne irgendeinen Unterschied, etwa nach Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Überzeugung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögen, Geburt oder sonstigem Stand.

Des weiteren darf kein Unterschied gemacht werden auf Grund der politischen, rechtlichen oder internationalen Stellung des Landes oder Gebiets, dem eine Person angehört, gleichgültig ob dieses unabhängig ist, unter Treuhandschaft steht, keine Selbstregierung besitzt oder sonst in seiner Souveränität eingeschränkt ist.

Artikel 3

Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.


Mehr Informationen:

[8. August 2014]







Freihandels-Falle TTIP:
Ausverkauf der Zukunft

Manch einer meint, beim geplanten Freihandels-Abkommen TTIP zwischen der EU und den USA ginge es bloß um Fracking, Gen-Essen und Hormonfleisch.
Tatsächlich geht es um nicht weniger als die Zukunft von Demokratie und Sozialstaat.
Hohe Mauern werden bald das internationale Großkapital vor dem "Hindernis Demokratie" schützen.
TTIP zementiert die Interessen der Konzerne und Investoren.
Am Ende zahlen die Gemeinwesen und die Umwelt die Zeche.


«Eine Klage soll, wie mittlerweile durchgesickerte Vertragstexte zeigen, nur dann kein Gehör finden, wenn das Gremium entscheidet, dass die angegriffene Regelung "offensichtlich im Allgemeininteresse" liegt. Investmentexperten sollen entscheiden, was im Allgemeininteresse liegt? Das muss jeden empören, der unser Grundgesetz ernst nimmt, dem zufolge Parlamente, Regierungen und Gerichte entscheiden beziehungsweise prüfen, was im Allgemeinintereesse liegt. Generationen von Demokraten haben für diese Grundprinzipien demokratischer Rechtsstaaten gekämpft. (...) Wer Europa will, kann das nicht zulassen. Die EU ist zu wichtig, um sie dieser [neoliberalen, Anm. TEW] Ideologie vollends auszuliefern.»
[Herta Däubler-Gmelin, Bundesjustizministerin 1998-2002]



Transatlantisches Freihandelsabkommen
(Wikipedia)

Transatlantischer Freihandelsbluff:
Konzerne profitieren, Menschen verlieren

Unterzeichnen Sie die selbstorganisierte Bürgerinitiative!

[25. Jun. / 7. Okt. 2014]







naturstrom - Biogas
Ob nun Giftgas von Assad befohlen wurde oder nicht: 100.000 Menschen wurden im Syrien-Krieg Stand Sep. 2013 getötet. Rund 2,6 Mio. Syrer flohen aus ihrem Land, darunter 1 Mio. Kinder. Gazprom steht für undurchsichtige Geldflüsse. Gazprom stillt mehr als ein Drittel des Erdgas-Durstes Deutschlands. Gazprom gehört zu 50% dem Staat Putins. Auf dem G20-Gipfel in St. Petersburg (6. Sep. 2013) kündigte Putin an, dass Moskau auch weiterhin Waffen nach Syrien liefern werde. Mehr: Waffen für Assad (focus) Heizen mit Biogas:
  • Null g CO2,
    100% Klima.
  • Null Bohrungen
    in der Arktis.
  • Null Fracking.
  • Kein Cent mehr für den Syrien-Krieg.

Gute Dinge tun, anstatt Dinge zu tun, um sich gut zu fühlen.


Energy flows where attention goes. [Hawaiianisches Sprichwort]

[8. September 2013]











Costa Verde, Sardinien  Weitere Fotos...









Ob Hahnenkämpfe im TV oder Stammtisch-Gepolter: beharken wir uns nicht unaufhörlich aus verschiedenen Denkwelten heraus?


Nach jeder kriegerischen Diskussion von Schwarz gegen Weiß weiß der Schwarze besser, warum er schwarzsehen muss, weil er wieder neue Argumentationsnuancen beim Krieg gefunden hat, der Weiße ebenso. Die Teufelsspiralen des „Un-Meta“ sperren unser Denken immer mehr ein. Wie also kann man EINSEITIG mit der Metakommunikation oder mit einem Diskurs beginnen? Ein konstruktiver Diskurs, um etwas Ganzes, ein konstruktives Ergebnis, zu errichten, wird kaum noch gesehen... Zeit, sich Gedanken über ein neues Menschenbild zu machen!









Was

wirklich


glücklich



macht.

»Vergangenes Jahr haben wir in China 42 neue
Smartphone-Modelle in die Läden gebracht.«
[Arthur Wei, Computerhersteller Lenovo, Peking.
Zitiert nach: Handelsblatt 2013/04/04]


Es siegt,
was man auch tut,
nur die Glückseligkeit,
nicht die Kraft.

[Pindar (518-446 v. Chr.),
griechischer Dichter]

Wie kommt es, dass viele Amerikaner das deutsche Wort "Schadenfreude" kennen, aber fast keiner das Jiddische "shep naches": Freude über den Erfolg eines anderen? Die Psychologie-Professorin Sonja Lyubomirsky, Universität von Kalifornien, fand in wissenschaftlichen Experimenten (wie andere Menschen an der Bar oder im Büro) heraus, dass sich unglückliche Menschen oft vergleichen und das Ergebnis sehr ernst nehmen. Sie tendieren dazu, sich besser zu fühlen, wenn sie schlecht abschneiden, aber erfahren, dass andere noch schlechter abschnitten, als wenn sie selbst exzellent abschneiden und erfahren müssen, dass andere noch besser waren.

»Wenn du unglücklich bist, gibt es einen Weg, wie du wieder happy wirst. Wenn du fünfmal die Woche ins Fitnessstudio gehst, wirst du fitter. Das ist vorhersehbar. Wenn du glücklich werden willst, musst du es zu deiner Priorität im Leben machen und dich dafür einsetzen. (...) Mein Glückstraining besteht aus: 6-7-5. Sechs große Illusionen, die für Verwirrung sorgen. Illusionen wie Ego, Kontrolle oder Angst beispielsweise stören die Glücksgleichung. Sieben blinde Flecken beeinträchtigen Ihre Lebenswirklichkeit, und das verzerrte Bild macht Sie unglücklich [darunter z.B. unsere Filter, unsere Annahmen, unsere Erinnerungen, unsere Etiketten]. Zu guter Letzt habe ich fünf ultimative Wahrheiten, Liebe oder Tod zum Beispiel [oder das "Jetzt" sowie "Wandel"], an denen man festhalten sollte. (...) Glück ist keine glückliche Fügung, sie wird nicht vom Leben gegen. Es liegt ganz und gar in unserer eigenen Verantwortung. (...) Die Reise zum Glück fängt im Kopf an, aber endet bei deinen Emotionen. Du solltest lernen, deine Gefühle bewusst wahrzunehmen. Nur dann kannst du dein Leben so gestalten, dass es dich glücklich macht. Glück ist eine Entscheidung. (...) Seinen Gedanken muss man nicht gehorchen; Ich kann sie akzeptieren, ich kann sie aber auch verwerfen. Ich kann das Gehirn bitten, mir eine bessere Antwort zu liefern. Behandle dein Gehirn wie eine biologische Funktion und verstehe, dass es nicht der Chef ist - du bist der Chef. (...) Es gibt einen Unterschied zwischen Schmerz und Leiden. Schmerz sollte genug Motivation sein, etwas zu verändern und seine eigene Glücklichkeit zu verbessern - anstatt des endlosen Zykels des Leidens.«
[Mo Gawdat, Chief Business Officer von X, der Forschungsabteilung von Google.
Sein Sohn starb bei einer Blinddarm-Operation]


Das Glück fällt den Menschen nicht in den Schoß.
Es ist von jedem Selbst aus eigener Kraft zu erringen,
indem er aus seiner eigenen Weisheit heraus Werte schafft.
[Makiguchi Tsunesaburo, 1871 - 1944]

„Das Glück liegt in uns, nicht in den Dingen.“
[Siddhartha Gautama Buddha, 563 - 483 v. Chr.]

In dem Augenblick, in dem man einer Sache seine volle Aufmerksamkeit schenkt - und sei es nur ein Grashalm – wird sie zu einer einzigen, wunderbaren und großartigen Welt.
[Henry Miller]







Gundbach im Mönchbruch

an einem winterlichen Tag
im April 2013...












Buche im Habichtswald  Mehr Herbstbilder...













Meine
Daten

sind


keine




Ware.

Wir reiben uns die Augen - Werbetreibende, Adresshändler und Auskunfteien reiben sich die Hände: Der Bundestag hat beschlossen, dass Meldeämter künftig Ihre Adresse an Datenhändler verkaufen dürfen. Ohne dass Sie das verhindern könnten. Ist das Recht auf informationelle Selbstbestimmung bald Geschichte? Für staatliche Meldeämter scheinen übliche Datenschutzrichtlinien zukünftig außer Kraft gesetzt zu sein. Wenn auch Sie der Meinung sind, dass für die Weitergabe Ihrer Daten Ihre ausdrücklich Zustimmung nötig ist - signalisieren Sie dies dem Bundesrat! Nur er kann diese Regelung noch stoppen. Unterzeichnen Sie den Aufruf Meine Daten sind keine Ware.

Nachlese: Der Protest von 2012 hat geholfen, siehe:






»Wir transplantieren heute Organe
von 85-jährigen Spendern.«
[Jauch, Münchner Chirurg]


Nachhaltigkeit geht vor Umsatz. Darf ein Arzt eine Leber, die vom Organvermittlungszentrum Eurotransplant einem Patienten X gemäß Warteliste zugewiesen wurde, vor Ort einem anderen Patienten transplantieren? Unter bestimmten Bedingungen: ja. Und die Klinik erhält 150.000 € für jede Transplantation - pauschal. Das setzt die behandelnden Ärzte natürlich unter Druck; die Transplantationszentren sind die Cash-Cows der Kliniken.

Der Arzt muss sich nur ein wenig Zeit lassen mit der Feststellung, dass die angebotene Leber doch nicht so gut zum Patienten X passe oder für ihn schlicht "zu schlecht" sei. Weil eine Leber oder insbesondere ein Herz außerhalb des Körpers nur wenige Stunden überleben, ist nun Eile angesagt und Eurotransplant gibt das Organ zur sogenannten regionalen ("beschleunigten") Vergabe frei. Mit etwas mehr krimineller Energie kann ein Arzt auch ein frisch zur Verfügung stehendes Organ eines soeben verstorbenen Patienten schlecht reden. Dann wird niemand, der in der Warteliste von Eurotransplant ganz oben steht, das Organ anfragen: wer will schon eine zweitklassige Leber, wenn er gute Chancen auf eine bessere hat? Und schon kann die Klinik das Organ "regional", also z.B. in der hauseigenen Transplantationsklinik, verpflanzen. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr zur schnellen Organvergabe: "Alle Empfänger stehen auf der Liste."

»Niemand wird mich davon überzeugen, dass Ärzte, denen ein schwer verletztes Unfallopfer anvertraut ist, um dessen Leben mit unverminderter Ausdauer kämpfen werden, wenn die gesunden Organe dieses Menschen dringend für die spektakuläre und einträgliche Lebensrettung eines anderen Menschen benötigt werden. (...) Abzulehnen ist eine Gesellschaft mit florierender Transplantations-Industrie, die zwangsläufig auf ein hohes Aufkommen an Hirntoten angewiesen ist.«
[Ernst Terhardt, München, in der SZ vom 25. Januar 2020]

Einen Organspendeausweis werde ich persönlich erst wieder tragen, wenn:

Die Kontrolle über Spenden, Zuteilung und Transplantationen hat übrigens in Deutschland nur die Bundesärztekammer ("ärztliche Selbstverwaltung"). Der Gesetzgeber hat dem Bundesgesundheitsministerium jede Aufsichtsmöglichkeit genommen. Es kann (derzeit) nicht einmal Straftatbestände einführen. Einem Arzt die Approbation entziehen kann humorigerweise allerdings nur eine staatliche Stelle. Aber es gibt ja (bislang) keine dezidierten Straftatbestände...

[11. August 2012]

»Es ist zu respektieren, wenn jemand nicht Organspender sein will. Es ist aber nicht zu respektieren, wenn er trotzdem potenzieller Organempfänger sein will. Wer so handelt, ist ein Parasit. Bei der Organvergabe sollten erst die bedacht werden, die selbst potenzielle Organspender waren..«
[Klaus Weiß, München, in der SZ vom 25. Januar 2020]

Mehr:







Das Ende der Nachkriegsdemokratie. Von Wolfgang Streeck, Direktor des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, Köln. Süddeutsche Zeitung, 27. Juli 2012

Wer für die Krise bezahlt? Ist längst entschieden: Bei der Verteilung der Konkursmasse des Schuldenstaats zählen die Ansprüche der Gläubiger mehr als die seiner Bürger. Europa auf dem Weg in die Schöne neue Welt: Umbau der Europäischen Union in ein Inkassobüro für Staatsschulden, an denen Banken restrisikolos verdienen können. Die nationalen Parlamente ratifizieren die institutionellen Veränderungen stehenden Fußes mit der Zinspistole der "Märkte" am Kopf. Die Aufgabe der Politik lautet: keine reinigenden Gewitter mehr. Bittere Pillen anstatt Schmerzmitteln, statt Umverteilung gibt es "Reformen", statt äußerer Abwertung durch Währungsschnitt die innere: "Wettbewerbsfähigkeit" durch Lohnsenkungen, Rentenkürzungen, flexible Beschäftigung jedweder Art. Für örtliche Verbündete gibt es Loyalitätsprämien ("Wachstumsprogramme"). Im Politainment übersetzen Politiker "Märkte" in Sachzwänge (um wiedergewählt werden zu können). Die wohlfahrtsstaatliche Darseinsvorsorge - für die nachwachsende Generation preisgegeben. [28. Juli 2012]

Mehr:





Die CO2-Emissionen unseres Flugs in den Urlaub im Juli 2012 nach Andalusien im Vergleich:
Quelle:







Mehr:







Regulierung der Regierungen!
Helfen wollen wir gern! Aber bitte nachhaltig. Mit Occupy Together artikulieren sich – weltweit - Bürger gegen die Macht der Banken, d.h. gegen die Privatisierung von Gewinnen bei Sozialisierung der Risiken. Einfordern müssen dies aber die Regierungen! Vergessen wir auch nicht, dass sich Regierungen in der Vergangenheit schamlos bei den Banken Geld liehen. Es müssen heute politische Schritte folgen, denn sobald 'das Schlimmste' vorbei ist, wird es morgen politisch unmöglich sein, nachhaltige Regelungen gegen Schön-Wetter-Politik durchzusetzen. Die Regierungen müssen ebenso wie die Finanzmärkte durch eine strenge Regulierung entwaffnet werden. Die 'Sachzwänge', die alle treffen werden, stehen schon vor der Haustüre: Reduzierung der Kita-Plätze, Pkw-Maut, usw...

«Fairness ist eine Voraussetzung für Zusammenarbeit»
Der Entwicklungspsychologe Michael Tomasello hat die Kooperation bei Menschen und anderen Primaten studiert. Er hat einiges zu sagen über den Zusammenhalt in Zeiten der Finanzkrise und des Klimawandels.
[Mehr: Süddeutsche Zeitung vom 2.12.2011]

Die Euro-Länder haben sich zur Einhaltung der 1997 (!) im Stabilitäts- und Wachstumspakt vereinbarten Kriterien verpflichtet:

  1. Das Haushaltsdefizit darf maximal 3 % des Bruttoinlandsprodukts (BIP) betragen.
  2. Die Gesamtverschuldung darf 60 % des BIP nicht überschreiten.
Euro-Länder erhalten günstigere Kredite. Deshalb sind sie anfälliger dafür, mehr neue Schulden zu machen. Auf diese Weise haben Deutschland und Frankreich 2003 die Glaubwürdigkeit des Stabilitätspakts zerstört.


Mehr zum Thema:







Ökologie ist keine Frage der Perspektive, kein Heilsversprechen, keine Ideologie, kein Dogma. Ökologie ist Notwehr gegen Angriffe auf Lebensgrundlagen. Wer sie als solche versteht, kann ideelle Grenzen überwinden. Dann wirken auch die kleinen Schritte. [Andrian Kreye. In: Süddeutsche Zeitung, 9.4.2011]



Wir haben ein Werk geschaffen,
das die Pyramiden überdauern wird.
Hätten die Neandertaler vor 30.000 Jahren Atomkraft genutzt, müssten wir noch heute aus deren "Endlagern"
giftiges Wasser abpumpen.
100 Gründe gegen Atomkraft

»Die Kernenergie ist für Deutschland ohnehin keine Option. (...) Wo gibt es private Betreiber? Wo gibt es privates Kapital? Wo gäbe es einen privaten Versicherer, der das Risiko der Kernenergie im Markt versichern würde? (...) Für einen Marktwirtschaftler ist das bereits ein Anzeichen, dass Kernenergie auch ordnungspolitisch nicht vertretbar ist.«
[Christian Lindner beim Dreikönigstreffen, 6. Januar 2022. Fünf Monate später fordert Lindner wieder Atomkraft - vorausgesetzt, der Staat übernimmt die gewaltigen Kosten, versteht sich]

Wohin fließt Ihr Stromgeld? Wird sich ein Stromanbieter politisch für die Förderung von Erneuerbare Energien und die Verhinderung von Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken einsetzen, wenn er selbst noch an Atom- und Kohlestrom verdient? Zeigen Sie dem Atomstrom und der Kohle die rote Karte !

Anbieter Atomkraft* Erneuerbare
Energieträger
Verbrauchspreis
(Cent pro kWh)
Grundpreis
(€ pro Monat)**
Bundesdurchschnitt 25% 17%    
EnBW (2010) 47% 24%    
Yello Strom (2009) 47% 24% 25,97 11,03
E.ON Mitte 32% 29%    
GGEW (2009) 27% 25% 23,52 4,57
Vattenfall (2008) 25% 16%    
RWE (2009) 18% 3%    
Mainova (2009) 14% 36% 19,29 5,00
entega (2009) 0% 66% 24,42 7,92
Elektrizitätswerke Schönau (2009)*** 0% 95,9% 23,90 6,90
Greenpeace Energy 0% 100% 24,80 8,90
Lichtblick 0% 100% 23,64 8,95
Naturstrom 0% 100% 21,25 7,95
*...billiger Atomstrom - nur leider ohne Haftpflicht?!? Ob mit oder ohne Hausratsversicherung: im Fall einer Katastrophe lassen Sie Ihr kontaminiertes Haus auf eigene Rechnung zurück! Nur deshalb, weil Energieerzeuger nur mit 2,5 Milliarden € für die u.U. astronomischen Schäden einstehen müssen, »scheint« die Atomkraft billig. Erwarten Sie nicht auch, dass für risikante Wirtschaftsunternehmungen das Gleiche gilt wie für jeden, der sich hinter's Steuer setzt? Fordern Sie eine - in diesem Fall: weltweite - Haftpflichtversicherung! Mehr bei Gunter Dueck: Unverantwortlichkeit mit beschränkter Haftung, März 2011
*...wer Dreck macht, muss ihn auch selbst wegmachen?!? Was für Kinder gilt, gilt nicht für die Atomindustrie! Ihr ist vertraglich zugesichert, an der "Entsorgung" sogar noch verdienen zu dürfen. Diese Rechnung zahlt also auch derjenige Steuerzahler (bzw. dessen Kinder), der seinen Strom aus erneuerbaren Energien bezieht: panorama-Sendung 22.7.2010
**Tarife für PLZ 64546. Tarife können je nach Ort abweichen.
***Auch ohne Kohle. Investiert kräftig in EE und Kraftwärmekopplung. In Bürgerhand.
Seit Dezember
2005 sind
alle Energie-
versorgungs-
unternehmen
in Deutschland
gemäß § 42
Energie-
wirtschaftsgesetz
verpflichtet,
die Herkunft
ihres Stroms
anzugeben.




Selbst ebenfalls von den Vorteilen und Zukunftschancen der erneuerbaren Energien begeistert? Beim Bundesverband Solarwirtschaft gibt's weiteres Argumentationzunder gegen die durchschaubare Bedenkenträgerkampagne der Atom-Lobby. Ein High-Tech-Standort muss vorangehen, wenn er seinen Lebensstandard auch seinen Kinder gönnt...








Die subventionierte Klimakatastrophe



[gesehen an der Startbahn West
vermutlich aus den 1980er Jahren]

Fluggesellschaften zahlen nicht nur keine Kerosinsteuer. Sie werden in Deutschland jedes Jahr zudem mit 11 Milliarden € subventioniert. Die ökologischen Kosten? Soll bitte jemand anderes tragen.

Die 2011 eingeführte pauschale Ticketsteuer (Steuereinnahmen 2011: 905 Mio. €) schafft nicht nur keinen Anreiz, moderne Flugzeuge einzusetzen: die Fluggesellschaft fliegt mit einem leeren Flieger sogar günstiger als mit einem voll besetzten...

Für diejenigen, die ihren CO2-Ausstoß trotzdem wiedergutmachen wollen, gibt es
atmosfair.

Im Herbst 2018 wurde die alte Mauer um die Startbahn West (und damit die Grafitti) abgerissen und durch einen Stahlzaun ersetzt.













Lean Brain Management

Book-Cover

Dueck's neuestes Buch ist kaum draußen, schon heimst es den Wirtschaftsbuchpreis 2006 von Financial Times Deutschland und GetAbstract ein. "Sein herrlich böses Buch hat das Zeug zum Klassiker und wird bald von der Wirklichkeit eingeholt werden." (isy3 aus Braunschweig auf amazon.de) Es erleichtert uns - angesicht der Bildungsmisere wie auch der Verdummung durch die Medien - mit der Erkenntnis, dass soooo viel Hirn gar nicht nötig sein wird, um unsere Renten in Zukunft zu erwirtschaften.

Geist ist geil? Die wesentlichen Ingredienzien des ungemeinen, durch Lean Brain Management freigesetzten Einsparpotentials:

  1. Fakes anstatt Wahrem, Echtem (man denke an Rum-Verschnitt, der zwar nur etwa 5% echten Rums enthält, für praktisch alle Einsatzzwecke aber vollauf genügt);
  2. Alle Intelligenz in die Geschäftsprozesse/Telefonanlagen/IT-Systeme - um sie dem Menschen zu ersparen!
  3. Die verbliebene Arbeit wird in idiotensichere Häppchen zerstückelt, auf die die Mitarbeiter spezialisiert und gedrillt werden;
  4. Sollte doch noch geistige Arbeit verbleiben, halse man sie dem Kunden auf.

Mal Hand auf Herz: Wer glaubt denn wirklich noch, dass in einem Gourmet-Restaurant mit exorbitant langer Speisenkarte, wo ausgefallenste Gerichte in 20 Minuten auf dem Tisch stehen, alles selbstgemacht ist? Jeder, der etwas selbst kochen möchte, muss sich heute an den Fertiggerichten bzw. -soßen, den Fakes, messen lassen! Und mit Hilfe der fünfzeiligen Anleitung auf der Rückseite kann die selbst der Dümmste zubereiten.

Genauso sehen die zukünftigen Jobs aus: nämlich so, wie sie heute schon in Call-Centern zu finden sind! Mitarbeiter arbeiten nach einem vorgegebenen Skript, müssen schon bei der kleinsten tiefergehenen Frage weiterverbinden an den nächsten zuständigen Call-Center-Mitarbeiter, bis der Mitarbeiter gefunden ist, der für den Spezialfall xyz zuständig ist. Der Fall xyz tritt nun aber so selten auf (nicht zuletzt, weil der eine oder andere Kunde bereits frustriert aufgelegt hat), dass ein einziger Mitarbeiter für ganz Europa (und jede Sprache) genügt. Und der muss lediglich sein Kochrezept herunterbeten, das er in seinem einwöchigen Training gelernt hat. Schließlich gibt es in 90% der Fälle die richtige Antwort! In den restlichen Fällen genügen entgegenkommende Freundlichkeit und eine wortreiche Entschuldigung völlig aus, denn beim Konkurrenzunternehmen ginge es dem Kunden ganz genauso (und mehr zu zahlen ist schließlich niemand mehr bereit). Lean Brain Management lässt Mitarbeiter ganz ohne Eigenintelligenz fast echt aussehen!

Unser Problem speziell in Deutschland ist nur: diesen Job können natürlich genauso Call-Center-Mitarbeiter in Fernost ausfüllen (die allerdings - zumindest Stand heute - der deutschen Sprache mächtig sein müssen). Mithin... könnte in Zukunft der Krankenkassenbeitrag eines in einem deutschen Lean-Brain-Unternehmen Beschäftigten anstatt 14% leicht über 100% seines Lohns ausmachen!?!

Angesichts des Diktats des Sharesholder Values scheint diese Entwicklung jedenfalls unausweichlich. Am Ende steht eine in Kasten unterteilte Gesellschaft (ganz ähnlich dem Klassensystem in Huxley's "Schöne neue Welt"):

Man täusche sich nicht: Fakes sind auch heute schon nicht auf "Hardware" begrenzt: Ob Präsentationsfolien teuer eingekaufter Management-Berater oder die Unternehmens-Vision: alles kann gefakt werden! Man muss gerade noch die im Wissensmangementsystem verfügbaren Ready-Mades Vorlagen mit einer Prise fallgerechten Geschmacks würzen. Und schon heute geht die Tätigkeit eines Bankberaters kaum mehr über die desjenigen hinaus, der für beispielsweise einen Konsumentenkredit all seine Daten brav in ein Webformular eintippt.

Sind Moronen unglücklich? Aber nein! Sie sind froh darüber, in der letzten Entlassungswelle nicht betroffen gewesen zu sein. Außerdem sind sie stolz auf ihre übermenschliche Arbeitsleistung! Auf ihrem Cockpit lesen sie die nächste Instruktion ab, sie arbeiten im Flow, wie in Trance (kennen Sie Tetris?), weil sie "ihre Prozedur" ja hundermal vorab geübt haben und täglich tausendfach erledigen. Maximale Utilisation! Denn Arbeit ist schließlich dann am effektivsten (d.h. schneller und besser!), wenn sie wie im Schlaf gelingt! Sobald sie nachdenken muss, gerät doch die Amateurintelligenz ins Schlingern... No drill, no skill! Das, was ein Lean-Brain-Mitarbeiter können muss, muss ihm ins Blut übergegangen sein. Das Gehirn wird dadurch frei.

Und wenn bislang ein kontinuierliches Change Management aufgrund von Unternehmens-Mergern bzw. Restrukturierungen (je nach Profilierungsbedürfnis des zur Zeit aktuellen CEOs) die Ausbildung idiotensicherer Feinststrukturen verhindert haben mag: mit Hilfe service-orientierter Architekturen und natürlichsprachlicher Regelmaschinen haben wir diese Flexibilität in Zukunft - zumindest IT-technisch...

Take-aways, Kontrollfragen und Übungen am Ende jedes Kapitels ermöglichen selbst einem Moronen ein vergnügliches Lesen.

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Soziobiologie: Die Evolution des kooperativen Verhaltens

Das Experiment als Quelle quantifizierbaren empirischen Wissens hat nun auch die Wirtschaftsforschung und die Sozialwissenschaften bzw. die Soziobiologie erfasst. Man konnte nachweisen, dass sich kooperatives oder sogar altruistisches Verhalten selbst in einfachsten dynamischen Systemen von selbst einstellt, während Schmarotzer aussterben. Kein höheres Wesen ist nötig, um zu erklären, wie in der Entwicklungsgeschichte des Menschen positives Sozialverhalten entstand. Dass man derartige Experimente (zum sog. "iterierten Gefangenendilemma") auf einem Computer (mit sog. "zellulären Automaten") simulieren kann, macht die Sache natürlich - nicht nur für Informatiker - besonders spannend: man kann sich die unterschiedlichsten Strategien ausdenken und anschließend gegeneinander antreten lassen: Axelrods Computerturnier.

Experimentelle Wirtschaftsforschung, Soziobiologie, Spieltheorie - sie wachsen zusammen. Wo sie sich treffen erwachsen faszinierende Erkenntnisse über die Entstehung instinktiven Sozialverhaltens durch darwinistische Selektion. Hoch lebe unser Spieltrieb!









Evolution elementarer Moralvorstellungen









Über den freien Willen









Über die Verschiedenheit der Menschen - und wir alle glücklich werden können...

Book-Cover

"Durch Verleugnen von Logik wird unser Leben schwerer als nötig. Durch Ignorieren unserer Biologie und Psyche wird es sinnlos."

Bei Zimmerpflanzen kommt man vielleicht eher auf den Gedanken, sie verschiedenen zu behandeln, als bei Menschen (insbesondere in der Erziehung von Kindern?). In seiner lebendigen, mitreißenden Art beschreibt Dueck anekdotenreich, wir der eine mehr, der andere weniger Wasser (wie Lebensgeist und Vitalität!) und Sonne (wie Liebessehnsucht und -stärke) zum Leben benötigt. Und wie wir eine einzige, uniforme Erziehung über lebensprudelnde Kinder, genauso wie über ruhig-introvertierte wie über normale, brave Kinder "ergießen".

"Die Verletzung eines Menschen führt dazu, dass ihm etwas fehlt. Er fühlt es als Mangel von Macht, Dank, Respekt, Frieden, Unabhängigkeit, Liebe, Sicherheit, Lust, Erfolg, Perfektion. Da jagt er diesem Mangel hinterher und wird gierig nach dem, was ihm fehlt. Er vergisst dabei, Mensch zu werden und zu leben." Wie die Muscheln bringen Menschen unter Verletzungen stattdessen "Perlen" (Karriere, Laufbahn, dickes Auto, dicker Bauch, Goldbehänge, Prestigehandtaschen, Reinheit sektiererischen Glaubens, asketische Strenge, Sieg, erster Preis, Orden) hervor, um ihr Leben (bloß noch) zu bewältigen (und halten dies am Ende womöglich noch für ihren Lebenssinn).

Dueck vergleicht die Zustände des Lebens bzw. des das Leben Bewältigens mit den Alpha- bzw. Beta-Wellen, die das EEG misst. In Beta-Zuständen bewältigen wir und sind nicht glücklich, sondern wir stehen nur unter Strom und Produktionszwang. Alpha-Wellen herrschen beim Erwachsenen hingegen in entspannten, freudigen und reinen Zuständen vor. Bewältigung und Nichtglück sind mithin messbar! Im Gehirn. In Topothesie stellt Dueck die Forderung nach artgerechter Behandlung und dem Deeskalieren der Beta-Zustände. Mehr Alpha! Weniger Beta!

"Behandelt Menschen, wie sie sind! Die natürlichen Menschen brauchen Herausforderungen für ihre Lebensenergie! Keine Langeweile. Die normalen Menschen brauchen eine Heimat und eine schützende Religion. Keine Unsicherheit und Gefahr! Die wahren Menschen brauchen eine Leben unter wertvollen ethischen Prinzipien, an die sie glauben."

Am Ende muss Dueck konstatieren: Gott existiert, ob es ihn gibt oder nicht!

In seinem Werk "Topothesie" verschmelzen Philosophie und Psychologie mit neuesten Erkenntnissen der Neurobiologie. Für alle, die viel mit Menschen zu tun haben, sehr zu empfehlen.

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Aus Denken werden Worte wird Denken

Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.

[Mahatma Gandhi]

Es kommt darauf an, dass du auf etwas zugehst, nicht dass du ankommst.

[Antoine de Saint-Exupery]

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Deine Worte,
achte auf Deine Worte, denn sie werden Deine Taten,
achte auf Deine Taten, denn sie werden Dein Charakter,
achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal!

[Aus dem Talmud]

Alles was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir gedacht haben.

[Ram Dass, „Gedankengefängnis“]

Denn aus Gedanken werden Worte –
diese Worte können heilen oder verletzen -
aus Worten werden Taten –
und so erschaffen wir unsere Welt;

Darum müssen wir lernen, mit unseren Gedanken sorgsam umzugehen.









Gewaltfreie Kommunikation (GfK)

Create inside the world you want to live in.

Marshall Rosenberg

Wenn man einmal Rosenberg studiert hat, versteht man Konflikte immer besser. Streit, und nicht Verbindung, ist die Regel. Das alles ist mit viel Stress verbunden und bringt in der Sache meist nicht weiter. Wir betrachten unsere Art zu sprechen vielleicht nicht als "gewalttätig", doch auch Vorwürfe, Bewertungen und Beleidigungen können verletzend sein und Furcht einflößen. Gewaltfreie Kommunikation ist ein Plädoyer für eine von Echtheit, menschlicher Herzenswärme und Empathie geprägte - und somit ungleich effektivere - Kommunikation. Sie hilft,

Die Gewaltfreie Kommunikation, entwickelt vom Psychotherapeuten und Konfliktmediator Marshall B. Rosenberg, Schüler von Carl Rogers, wird weltweit friedensfördernd in Krisengebieten ebenso eingesetzt wie in Schulen, Unternehmen, Institutionen, zwischen einzelnen Menschen und in Gruppen.

Insgesamt sind es nur vier Grundschritte, die es bei der "gewaltfreien" Kommunikation zu beachten gibt:

  1. beobachten, ohne zu bewerten;
  2. meine eigenen und die Gefühle meines Geprächspartners wahrnehmen;
  3. die möglichen Bedürfnisse registrieren, die hinter den Gefühlen stehen und
  4. dafür sorgen, dass die Bedürfnisse (meine eigenen und die meines Gesprächspartners) befriedigt werden.
Zugegeben: Es bereitet Mühe, sich bei jeder Kommunikation den "Viererschritt" ins Gedächtnis zu rufen. Doch der Weg ist das Ziel. Mit dem Herzen hört man besser. Er belohnt beide Gesprächspartner.

Weiterführende Hinweise:









Das Process Communication Model (PCM)

... oder wie unterschiedlich wir alle sind und wie wir uns gegenseitig unsere Batterien wieder aufladen (lassen) können!

Dr. Taibi Kahler, amerikanischer Psychologe und Transaktionsanalytiker, entdeckte anfangs der 1970er Jahre in seiner klinischen Ausbildung fünf Verhaltensmuster – beobachtbar anhand von Wortwahl, Tonfall, Gestik, Mimik und Körperhaltung – die er Antreiber nannte. Diese Verhaltensmuster können sowohl introjiziert (Ich muss…) als auch projiziert (Du musst…) auftreten. Er erkannte folgendes Muster: “Gleichgültig, ob das Verhalten eines Patienten die Diagnose Psychose, Neurose, Persönlichkeitsstörung oder einfach nur ganz normales Fehlverhalten nahelegte, unmittelbar vor einem Ausbruch von Distressverhalten zeigten die Patienten sehr kurze Verhaltensmuster, die wie Abwehr aussahen.“ (Taibi Kahler, Process Therapy Modell S. 20)

Das PCM ist ein Modell für konstruktive Kommunikation, basierend auf einem Persönlichkeitsmodell, das sich die menschliche Persönlichkeit aus sechs Persönlichkeitstypen geschichtet vorstellt. Die Typen sind: Thinker, Harmonizer, Persister, Rebel, Imaginer und Promoter und jeder von ihnen hat eine andere Sicht auf die Welt und andere Bedürfnisse. Ein Mensch besteht nach diesem Prozessmodell aus einem Mix von Persönlichkeitstypen, in der Regel einem prävalenten Typ und weiteren nachrangigen. Solange der prävalente Persönlichkeitstyp die Form von Energie, die er benötigt, erhält, hat der Mensch Zugang zu seinen positiven Verhaltensmustern (Ich ok, Du ok). Unter Stress verlässt er diese Ok–Ok-Haltung und zeigt seine Antreiber, bevor er ggf. in ein destruktives, negatives Verhaltensmuster abgleitet. Menschen nehmen die Welt vorrangig über ihren prävalenten Typ wahr und kommunizieren zumeist auch über den stärksten Persönlichkeitstyp in ihnen. Die Bedürfnis des jeweils stärksten Persönlichkeitstyps (also z.B. Anerkennung, Kontakt, Spiel, Einsamkeit, Ordnung...) ist in der Regel auch das, was den Menschen am meisten motiviert. Um produktiv zusammenzusarbeiten, empfiehlt es sich demnach zu beachten, welche jeweils individuelle Art der Ansprache die Menschen um uns herum jeweils brauchen - unabhängig von Alter, Status oder kulturellem Hintergrund.

Weiterführende Hinweise:







Dr. Emden-Weinert created: 2009/2/13, last changed: 2024/01/08